Kultur: Lust auf Region
Klassiker gehen wieder auf Landpartie
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„Auch wir segeln in gesamtgesellschaftlich schwierigem Umfeld“, gibt Thomas Schmitt-Ott, Vorsitzender des Vorstands der Brandenburgischen Sommerkonzerte e.V., bei der Präsentation des Programms für 2009 zu. Trotzdem werde das Land auch in seiner 19. Saison weiterhin musikalisch erforscht – diesmal vom 20. Juni bis zum 6. September, innerhalb dessen 24 Konzerte an 27 Orten stattfinden werden. Neun davon sind neu, beispielsweise das Domstiftsgut Mötzow im Havelland, wo die Bigband der Deutschen Oper Berlin zur „Count Basie Night“ einlädt, oder die in der Prignitz gelegenen Dorfkirchen von Barenthin, Breddin, Vehlgast und Stüdenitz, wo es am 29. August per „Dorfkirchenkarussell“ von Gotteshaus zu Gotteshaus geht. Dabei werden die Besucher in vier Konzerten von Werken für Cello und Orgel über Lieder der deutschen Romantik, Streichtrios von Schubert bis hin zu Bachs auf dem Akkordeon gespielten Goldbergvariationen höchst reizvolle Hörerfahrungen gewinnen können. Kurze Lesungen, u. a. mit Kulturministerin Johanna Wanka, rahmen die Musik ein, erzählen auf unterschiedlichste Weise vom Leben in der Region.
Und der möchte man sich wieder zuwenden. „Wir wollen weg vom Kaffeefahrten-Image mit Musikgarnierung für Berliner, möchten uns hin zu einem Festival für die Brandenburger entwickeln“, so Schmitt-Ott. Man erstrebe die „Vernetzung ins Land“ an. Wie in den vergangenen Jahren zuvor erhalten die Klassiker auf Landpartie keinerlei öffentliche Mittel und finanzieren sich ausschließlich durch Sponsorengelder, Spenden, Mitgliedsbeiträge und Karteneinnahmen. Was den Veranstalter anspornt, die vorjährige „Schallmauer“ von mehr als rund 20 000 Tickets für 26 Konzerte nebst der Auslastung von 83 Prozent zu durchbrechen.
Chancen dafür gibt’s reichlich, denn das Programm zeigt sich sehr ambitioniert, ist mit renommierten Solisten wie Reinhold Friedrich (Trompete), Wladimir Stoupel und Martin Stadtfeld (Klavier) gut bestückt. Angeführt vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, das unter seinem Chefdirigenten Ingo Metzmacher mit einem Klangzauber aus impressionistischen Farben, spätromantischer Wehmut und rauschhafter Fin-de-Siecle-Stimmung aufwartet, eröffnet sich in der Oberkirche zu Cottbus die Saison. Sie endet mit der Polnischen Kammerphilharmonie, die in der Potsdamer Erlöserkirche unter anderem Beethovens Fünfte spielen. Allen Konzerten gehen Kaffeetafeln, Ausflüge und Führungen voraus. Wichtiger Teil des Beiprogramms (mit insgesamt 102 Offerten) ist diesmal die „Lesereihe 1989“ zum 20-jährigen Mauerfall-Jubiläum. Peter Buske
Peter Buske
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