
© Note 1
Kultur: Lustvolles und galantes Zusammenspiel Leila Schayegh und Jörg Halubek spielen Bach
Wenn im 18. Jahrhundert vom „großen Bach“ gesprochen wurde, war nicht Johann Sebastian gemeint, sondern sein Sohn Carl Philipp Emanuel.
Stand:
Wenn im 18. Jahrhundert vom „großen Bach“ gesprochen wurde, war nicht Johann Sebastian gemeint, sondern sein Sohn Carl Philipp Emanuel. Er war einer der Hauptvertreter des Empfindsamen Stils und stand über 30 Jahre lang als Cembalist und Kammermusiker im Dienst Friedrichs des Großen, ehe er für zwei Jahrzehnte als städtischer Musikdirektor in Hamburg wirkte. Am 8. März jährt sich der Geburtstag von Carl Philipp Emanuel Bach zum 300. Mal. Im Jubiläumsjahr stellen die PNN regelmäßig Neuerscheinungen mit Werken des „großen Bachs“ vor.
Seine Sonate in C-Dur schrieb Carl Philipp Emanuel Bach 1731, sieben Jahre bevor er zum Cembalisten des preußischen Kronprinzen Friedrich an den Ruppiner Hof berufen wurde. Die Sonate, die er 1746 noch einmal überarbeitete, zählt zu den ältesten erhaltenen Kompositionen des Originalgenies, wie die Zeitgenossen Carl Philipp Emanuel Bach nannten. Und schon im eröffnenden Adagio man non molto sind deutlich die Bezüge zu seinem Vater zu hören. Doch auch wenn Carl Philipp Emanuel Bach in den vier Sätzen der kompositorischen Tradition seines Vaters verpflichtet bleibt, stellt sich hier schon bald das empfindsame Moment ein, das diesen Kompositionen ihren besonderen, ihren edlen Charakter gibt.
Die Sonate in C-Dur ist das Herzstück des schlicht mit „C.P.E Bach. Works for keyboard & violin“ (Pan Classics/Note 1 Music) betitelten Albums der Violinistin Leila Schayegh und des Cembalisten Jörg Halubek mit drei Sonaten, der Arioso in A-Dur und der Calvier-Fantasie mit Begleitung einer Violine in fis-moll. Für den Auftakt haben die beiden Musiker, die mit den Bachaufnahmen mittlerweile ihr drittes gemeinsames Album veröffentlicht haben, sich jedoch für die Sonate in h-moll entschieden. Eine Komposition, die Bachs hohe Kunst zeigt. Das Cembalo ist hier nicht nur Begleiter für ein virtuoses Violinenspiel, sondern gleichberechtigter Partner, der mit seinen parlierenden Motiven, seiner Eigenwilligkeit und virtuosem Übermut Akzente setzt. Ein lustvolles und galantes Zusammenspiel pflegen Leila Schayegh und Jörg Halubek. Sich herausfordernd und immer wieder überraschend, ein Sich-Zustimmen, um dann sogleich in den klangschönsten Widerwortewettstreit zu verfallen. All das spielen Leila Schayegh und Jörg Halubek mit feiner, leicht zurückhaltender Tongestaltung. Empfindsam, aber nie unterkühlt. Berührend, aber ohne jeglichen Kitsch. Zum Höhepunkt dieser Einspielung gerät aber die traditionsbewusste Sonate in C-Dur. Wie Leila Schayegh hier ihre Geige singen lässt, mit diesem runden, oft weichschmeichelnden, gelegentlich aber auch sehnigen Ton. Und wie Jörg Halubek dieses Spiel auf dem Cembalo weiterträgt, das hat schon etwas Offenbarendes. Eine sehnsuchtsvoll-selbstbewusste Komposition, die in Leila Schayegh und Jörg Halubek zwei herausragende Interpreten gefunden hat. Dirk Becker
Dirk Becker
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: