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Kultur: Macht hoch die Tür

Coro campanile sang in der Friedenskirche Sanssouci

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In diesen Wochen vor Weihnachten sind Momente willkommen, in denen man den Jahresendstress hinter sich lassen kann. Unzählige Konzerte und Musiken zur Adventszeit wollen auch in Potsdam auf das Hohe Fest einstimmen. Leider nur wenigen gelingt es, sich aus der lärmenden Riege herauszustellen und eben jene Augenblicke innerer Ruhe zu vermitteln und die Erinnerung, was wir da eigentlich in knapp zwei Wochen feiern. Es freut, wenn sich ein solches Zeitfenster öffnet, man tritt ein und dankt es den Beteiligten.

All dem begegnete man im Konzert zum Advent, zu welchem der coro campanile unter Leitung von Matthias Jacob in der Friedenskirche Sanssouci eingeladen hatte. Dieses Ensemble besteht aus zehn Sängerinnen und Sängern, trifft sich seit rund drei Jahren in regelmäßigen Abständen zu Probenphasen für einzelne Konzertprojekte. Motivation dürfte die allseitige Faszination für die kleine vokale Besetzung sein. Die birgt freilich auch die Gefahr des Auseinanderfallens, alles ist klar durchhörbar, jedes Wanken wird wahrgenommen, jede Unstimmigkeit in der Feinjustierung des Stimmenverhältnisses. Jeder einzelne Sänger ist gefordert, sich hundertprozentig einzupassen. Aber wie wunderbar ist das Hörerlebnis, wenn all dies zusammenkommt.

Das Programm bot eine Abfolge von bekannten wie weniger geläufigen Vertonungen zur Adventszeit. Und selbst solche Titel wie das sehr bekannte „In dulci jubilo“ erschien im schön gearbeiteten Satz von Carl Thiel neu und ungewohnt. Zumal sich hier für einen Moment all die Freude auf das Geburtsfest des Heilands auch sängerisch voll entfaltete. Denn wenn man einen Punkt für das Konzert kritisch anmerken möchte, so ist es die Verhaltenheit, das relative Gleich-Sein von Titel zu Titel im Bemühen um einen abgerundeten, homogenen Klang. Das hat seinen Reiz, unzweifelhaft. Das besticht aufgrund der gut geschulten Stimmen, wirkt aber über die Zeit etwas ermüdend. Zumal ein Johann Hermann Schein mit seinem wunderbaren „Nun kommt der Heiden Heiland“, ein Felix Mendelssohn Bartholdy mit „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehn“ oder die großartige Weise des russischen Komponisten Alexander Archangelskij völlig unterschiedliche Klangwelten aufschließen.

Das ist nicht anders mit Zoltán Kodály und seinem „Adventi édek“, das sich als grandiose Vertonung von „Veni, veni Emanuel“ entdeckte. Das Eingangs-Unisono wurde berückend schön gesungen, fächerte sich vom Pianissimo zum Forte und in die Mehrstimmigkeit wunderbar auf. Aber hier wie auch beispielsweise in Sethus Calvisius „Freut euch und jubiliert“ fehlte ein bisschen der wirkliche Zugriff, was nicht Lautstärke meint und große Stimmkraft, sondern eine bei aller Intonationssicherheit und Stimmorientierung die Unmittelbarkeit des Ensembleklangs.

Zum Schluss erklangen Pietro Paolo Bencinis „Jesu, redemptor omnium“, in welchem Kristiane Krauß und Anne Krauss als Solistinnen zu hören waren, und Heinrich Schütz „Ein Kind ist uns geboren“, die beide orgelbegleitet den Schlusspunkt unter ein dramaturgisch feinabgestimmtes Programm setzten. Christina Siegfried

Christina SiegfriedD

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