Kultur: Mal fetzig, mal nachdenklich
Helmholtz-Gymnasium im Nikolaisaal
Stand:
Auch in diesem Jahr stellte das Weihnachtskonzert des Helmholtz-Gymnasiums im Nikolaisaal einen Höhepunkt des Schuljahres dar. Es bringt jung und alt, Schüler, Eltern und Lehrer zusammen und gibt Gelegenheit Talent und Begabung jenseits des strikten Lehrplans zu zeigen. Das unübertreffliche Medium dabei, das beschwingt und begeistert, verbindet und vereint, ist die Musik.
Bunt und abwechslungsreich wie die Interessen der Schülerschar war die Palette der Beiträge, von denen nur rund ein Drittel explizit weihnachtlichen Bezug besaß. Moderne Musik des 20. Jahrhunderts dominierte das Programm, sowohl im Popsektor als auch im Bereich der ernsten Musik. Den Anfang machte die Big Band unter Musiklehrer Frank Siegmeier mit einem Medley bekannter Swingsongs und einem wilden Samba, der das Auditorium im Nikolaisaal erst einmal etwas durchschüttelte. Ein passender Auftakt zu dem, was folgte: Das Stomp-Fieber hat das Helmholtz-Gymnasium gepackt. Der „Boogie-Meister“ Johannes Paul legte am Piano einen fetzigen Boogie-Stomp auf, wobei er die Tasten auch mal mit den Füßen traktierte. Solch exzeptionelle Tonerzeugung gehört zu Stomp, wo aus allem, was sich findet, wie etwa Besen, Mülleimer, leere Flaschen, mit viel Enthusiasmus Krach gemacht wird. So auch beim lustigsten Beitrag des Abends, als der Leistungskurs Musik eine typische Klassenszene auf Stompmanier mit Stampfen, Klatschen, Klopfen parodierte.
Gleich drei Schüler wagten sich ganz allein auf die große leere Bühne. Aaron Heidrich spielte mit schönem Ton und sehr musikalischer Phrasierung einen Walzer von Debussy, Gabriel Gutzmann, erfreute trotz merklichem Lampenfieber mit einem Präludium von Bach. Packende Bühnenpräsenz zeigte die begabte Mia Knop Jacobsen beim Jazz-Klassiker „Fever“. Auch als Solistin in der „Misa Criolla“ überzeugte sie mit kraftvollem Gesang. Diese Messe des argentinischen Komponisten Ariel Ramírez war der erste Höhepunkt des Abends. Gemeinsam mit der Gruppe Cantaré, die mit Gitarre, Charango, Andenflöte und Trommeln für südamerikanisches Kolorit sorgten, und dem großen Chor des Helmholtz-Gymnasiums gelang eine beeindruckende Aufführung unter der Leitung von Helgert Weber. Gleichwohl könnte noch etwas daran gefeilt werden. Gerade dieses auf Spanisch gesungene Werk, das innige Gläubigkeit mit mitreißender Rhythmik vereint, würde sich eine Wiederholung lohnen. Auch bei den rein instrumentalen Darbietungen überwog die Moderne. Luise Sachse spielte mit wendig-geschmeidigem Ton ein Klarinettenkonzert von Artie Shaw. Vier junge Cellisten brachten das Stück „Bittersweet“ der Hard-Rock-Cello-Gruppe Apocalyptica zu Gehör. Kaum einzeln zu erwähnen sind die zahlreichen Chöre und Chorformationen, die unter anderem ein James-Bond-Medley, Gospel, Weihnachtsswing und Weihnachtschoräle erklingen ließen.
Mit dreieinhalb Stunden Programm geriet der Abend insgesamt zu lang. Einen weiteren Höhepunkt gab es mit dem „Pie Jesu“ aus dem 1985 komponierten Requiem von Andrew Lloyd Webber. Orchester, Chor und die beiden Solisten Laura Nausedat, Sopran, und Sebastian Prange, Sopran, verhalfen dem lieblichen Lied, das längst ein Hit geworden ist, zu großem Erfolg. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern D
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