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In Feldherrenpose. Gemälde mit Friedrich dem Großen.

©  Manfred Thomas

Kultur: Mal schaun

Die „Schaustelle“ im Potsdam Museum

Stand:

Ganz ehrlich, im Grunde ist diese „Schaustelle“ enttäuschend. Denn sie zeigt nicht viel. Fast möchte man die vier Räume in der Benkertstraße schon nach dem ersten Rundgang wieder verärgert verlassen. Und wer sich vom ersten Eindruck täuschen lässt, wird dies wohl auch leider tun. Leider, denn die Ausstellung „Neues Haus am Alten Markt. Schaustelle zum Potsdam Museum 2012“, die am morgigen Sonntag im Potsdam Museum eröffnet wird, ist so bescheiden wie raffiniert.

Eröffnet wird die „Schaustelle“ am 34. Internationalen Museumstag, der in diesem Jahr unter dem Motto „Museen, unser Gedächtnis“ steht. Ein Motto, das wie zugeschnitten auf die Ausstellung in der Benkertstraße passt. Denn was nutzt ein Museum, das auch immer unser „Gedächtnis“ ist, wenn wir es nicht mehr wahrnehmen? Genau das verhindert das Team um Museumsdirektorin Jutta Götzmann mit ihrer „Schaustelle“.

Ausstellungen durch das Potsdam Museum am derzeitigen (Noch)Standort in der Benkertstraße sind nicht mehr geplant. Am neuen Standort im Alten Rathaus am Alten Markt ist die erste Sonderausstellung erst im August 2012 zu sehen. Und um in dieser Zeit dazwischen, die unter anderem ja ohnehin schon mit der Betreuung der Umbau- und Sanierungsarbeiten im Alten Rathaus, den Vorbereitungen für den Umzug und den Planungen für die zukünftigen Ausstellungen mehr als ausgefüllt ist, nicht in Vergessenheit zu geraten, wurde nun die „Schaustelle“ eingerichtet. Wie Jutta Götzmann bei einem Pressegespräch am gestrigen Freitag sagte, soll „Neues Haus am Alten Markt. Schaustelle zum Potsdam Museum 2012“ in erster Linie informieren.

Informieren über den aktuellen Stand der Arbeiten am Alten Rathaus inklusive dem Knobelsdorff-Haus und dem Verbinder, über die Vorbereitungen für die erste Sonderausstellung im kommenden Jahr und die stadtgeschichtliche Dauerausstellung, die im Frühjahr 2013 eröffnet werden soll. Aber was in den vier kleinen Räumen der Benkertstraße gezeigt wird, sind weniger Informationen, sondern vor allem Appetithäppchen, die den Hunger wecken auf das, was im Alten Rathaus ab 2012 gezeigt werden soll.

Im ersten Raum das Ölgemälde „Blick auf Potsdam vom Brauhausberg“ im prachtvollen, gerade erst restaurierten Goldblattrahmen und Julia Theeks Triptychon „Luises Bilderbogen“, im zweiten dann zwei Zitate an der Wand, die mit Bezug auf den Potsdamer Glasmacher Johann Kunckel und den Luftschiffhafen Stadtgeschichten thematisieren und im dritten neben einem bisher unbekannten Porträt Friedrich des Großen in Feldherrenpose aus dem Jahr 1758 ein Bild vom Bayreuther Architekten Carl von Gontard, der unter anderem mit dem Bau des Neuen Palais betraut war. Im vierten und letzten Raum zwei große Planungsskizzen vom Sockel- und Erdgeschoss im Alten Rathaus und wie diese nach dem Umbau aussehen und für das Potsdam Museum genutzt werden sollen. Alle Räume durchzieht eine Vitrine, die an einen Arbeitstisch erinnert und in denen auf den ersten Blick scheinbar wahllos ein paar Exponate gelegt wurden.

Doch liest man die erfrischend kurzen Texte und fügt das Wenige, das in den einzelnen Räumen zu sehen ist zu einem Ganzen im zukünftigen Museum, wird die eigene Phantasie gefordert. Die am Ende aber scheitern muss, weil das Gezeigte einfach nicht reicht. Umso mehr ist die Neugier geweckt, wie es in den kommenden Monaten mit dem „Neuen Haus am Alten Markt“ weitergeht und was das Team um Jutta Götzmann dort präsentieren wird. Eine „Schaustelle“, die nicht Fertiges museal aufbereitet, wie es so schön heißt, präsentiert, sondern den Besucher mit hineinnimmt in den Arbeitsprozess, der zum „Neuen Haus am Alten Markt“ führt. Dirk Becker

Die „Schaustelle“ wird am morgigen Sonntag, 13 Uhr, mit der Übergabe von Schenkungen des Fördervereins des Potsdam Museums in der Benkertstraße 3 eröffnet. Um 15 Uhr sprechen Museumsdirektorin Jutta Götzmann und Architekt Reiner Becker über die aktuellen Sanierungsarbeiten am Alten Rathaus

Dirk Becker

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