Kultur: Maler – Autor – Musikus?
Die „Hof-Konzerte stellten einen ganz anderen Wilhelm Busch vor
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Die „Hof-Konzerte stellten einen ganz anderen Wilhelm Busch vor Wie jedermann, so haben es in diesen sommerhitzigen Tagen auch Kulturveranstalter nicht leicht. Sie bangen um die Treue ihres Publikums, um den reibungslosen Ablauf eines Programms, um gut ventilierte Räume. Im Schlosstheater ist das gar nicht immer sicher, was hat man dort schon schwitzen müssen, auch bei den Veranstaltungen der Konzertagentur Barbara V. Heidenreich. Nun gab es wieder ein gutbesuchtes „Hofkonzert“, und was für eines! Der 1930 in Bielefeld geborene Schauspieler und Moderator Rolf Sudbrack recherchierte in Sachen „Wilhelm Busch und die Musik“ mit recht erstaunlichen Ergebnissen – Grund genug, daraus einen Nachmittag der Hochkultur zu machen. Weil es vorwiegend um ein Instrument ging, welches der Schriftsteller und Zeichner in seiner trockenen Art mit „Ein braves Tier ist das Klavier ... wie es da schrie, das arme Vieh, vergess ich nie“ bedichtete, suchte das vielfach preisgekrönte „Kölner Klavier Duo“ entsprechend illustre Literatur heraus und spielte, wie man vierhändig selten spielen hörte: Elzbieta Kalvelage und ihr langjähriger Partner Michael Krücker dürften ob der hohen Schule ihrer Interpretationskunst zu den Bekanntesten zählen. Sudbrack wollte in Texten und Bild den Nachweis erbringen (Beweise sind für eine Bühne nie gut), dass der rauschebärtige Wilhelm ein Freund und Kenner der Musik des 19. Jahrhunderts gewesen. Zu diesem Behuf teilte er dessen Vita in Etappen: Lebenslauf/Wiedergeburt, das Klavier, die Malerei, Bienen, Opernhaus ein. Letztlich und nicht überzeugend wollte er in „Der Philosoph“ mit Selbst- und anderen Zeugnissen lesend und rezitierend belegen, dass Musik im Dasein des Wiedensahlers eigentlich immer dabei war. Dazu projizierte er Gemälde und Zeichnungen des trotz akademischer Studien in Düsseldorf, Antwerpen und München unvollendeten Bildkünstlers auf eine Leinewand. „Max und Moritz“ oder „Hans Huckebein“ waren nicht darunter. „Das Kölner Klavier-Duo“ spielte passende Stücke mit letzter Vollendung, zum Thema Klavier, welches man dem Neunjährigen beim Umzug zu seinem fortan erziehungsberechtigten Onkel nach Ebergötz mitgab: Czernys Sonatine C-Dur op. 158/1, zum Thema „Malerei“ Berthold Tours Intermezzo op. 1, wenn es um die Liebe ging, hörte man Kreislers „Liebesleid, Liebesfreud“ usw. Busch war spätestens nach der Antwerpener Begegnung mit Rembrandt, van Dyk und Rubens belehrt, nimmer ein großer Maler zu werden, man sah es seinen Werken auch an. Trotzdem oder deshalb träumte er von einem eigenen Atelier. Zu einer Bretterbude „mit Nordlicht“ brachte er es immerhin. Ob freilich das zusammengetragene Material ausreichte, ihn zu einem „wahren Musikfreund“ (was mag das wohl sein?) zu küren, bleibt etwas fraglich: Etwas Klavier spielen, in der Oper verkehren, mit Wagner korrespondieren, ist noch lange kein echter Beweis. Man sagt ihm ja auch einigen Weltschmerz oder Verdrossenheit, nach. Der musikalische Teil war stärker als sein literarischer, es schien, als käme der sprachlich versierte Schauspieler trotz langjähriger Erfahrung nicht in die Spur. Buschs Pointen wollten kaum zünden, Sudbrack saß steif. Man hat seine Tapferkeit zu loben, denn das hitzige Wetter spielte seinem Kreislauf auch drinnen übel mit. Er hielt über die zwei Stunden durch, dann waren die Kräfte am Ende, hinter der Bühne. Bleibt zu wünschen, ihn demnächst wieder in Hochform zu sehen, wie es die Kölner dem Publikum vormachten. Gerold Paul
Gerold Paul
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