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Kultur: Malerisch, mitunter auch idyllisch Fotos aus NewYork in der HFF Babelsberg

Angesichts der Finanzkrise heißt es schon, dass aus der Metropole New York bald so etwas wie Venedig werden könnte – eine Touristenstadt, die von ihrem einstigen Nimbus zehrt. Bis heute verkörpert die Weltstadt und Kunstmetropole, das „Global Village“ mit seinen weit über 7 Millionen Einwohnern aus 170 Ländern den urbanen Mythos des 20.

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Angesichts der Finanzkrise heißt es schon, dass aus der Metropole New York bald so etwas wie Venedig werden könnte – eine Touristenstadt, die von ihrem einstigen Nimbus zehrt. Bis heute verkörpert die Weltstadt und Kunstmetropole, das „Global Village“ mit seinen weit über 7 Millionen Einwohnern aus 170 Ländern den urbanen Mythos des 20. Jahrhunderts schlechthin. Unzählige Bücher, Filme und Songs künden von der Energie und dem Optimismus der Stadt, die „niemals schläft“, wie Frank Sinatra sang. 2007 erkundete Matthias Benirschke die Stadt.

„Heiß war es und laut“, erinnert sich der Potsdamer Journalist, „schlafen konnte man nicht – entweder ratterte die Klimaanlage oder die Polizeisirenen gellten.“ Für ihn, der das Fotografieren schon immer leidenschaftlich betrieben hat, lag es nahe, sich mit seiner klassischen Leica-Kamera in den New-Yorker Straßendschungel zu stürzen. Ein kleiner Teil seiner Ausbeute, fünfundzwanzig großformatige, überwiegend farbige Fotografien wird jetzt im Foyer der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) in Babelsberg gezeigt. Fasziniert von New York zeigte sich auch der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm, der zur Eröffnung sprach.

Bewusst ließ Matthias Benirschke die meisten Wahrzeichen der Stadt, die markanten Symbole des amerikanischen Aufstiegs aus. Lieber hob er individuell bestimmte Ausschnitte und Blickwinkel hervor, beispielsweise Fassaden, Feuertreppen und Häuserschluchten. Dort und auch in den Panoramaansichten wirkt sein Bild von New York malerisch, bisweilen sogar idyllisch, was vor allem der Präsentation auf großen Leinwänden geschuldet ist. Obwohl klassisch analog aufgenommen, wurden die Fotos nachträglich digitalisiert und auf Leinwände geplottet. So erhalten sie weiche, wie gemalt wirkende Konturen. Viel Wiedererkennungseffekt besitzen die Ansichten der engen Straßenschluchten zwischen hohen Wolkenkratzern. Manchmal ziehen gelbe Taxireihen ameisenhaft ihren Weg hindurch. Sehr malerisch in der Perspektive und in den bunten Farben erscheinen die Bilder von Feuertreppen an den Häusern in China-Town. Rein grafische Strukturen zeigen einige Großaufnahmen von Häuserfassaden, die willkürlich in der Bild gegeneinander gesetzt werden. Hier, wo weder Grund noch Himmel, sondern rein architektonische Elemente aus Beton, Stahl und Glas zu sehen sind, dominiert eine ästhetische Perspektive auf die Außenseite der Metropole.

Ein Lebewesen findet sich nur auf einem Foto, in Großaufnahme: Eine schwarze Katze, die genießerisch auf dem Bürgersteig vor einem dunklen Kellerschacht liegt. Sie habe ihn an seine eigene Katze erinnert, sagt Benirschke. Bei einem Ausflug zum Ground Zero fragte er sich, was er hier noch fotografieren könnte. Außer den Bauzäunen rund um den Ort des Desasters gab es nichts zu sehen. Doch das genaue Hinsehen, lohnte sich: Auf dem schwarz angesprühten Zaun blieben weiße Stellen für Schriftschablonen frei. Dort fand Benirschke winzige Inschriften, kleine persönliche Botschaften. Die an dieser Stelle entstandene Fotografie bildet einen eindrucksvollen Kontrapunkt in der facettenreichen Ausstellung. Ohne ein Schwarz-Weiß-Foto zu sein, dominieren diese Nichtfarben, untermalen und begrenzen die menschlichen Worte, etwa „We will never forget you“. Und man fragt sich, ob diese Lebenszeichen, wie Epitaphe, nicht zugleich einen Abgesang auf die mächtige Metropole bedeuten. Babette Kaiserkern

Babette KaiserkernD

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