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Kultur: Mancherlei Vogelflug

Skulpturen von Dorothea Vogel-Dehn und Bilder von Peter Vogel

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Skulpturen von Dorothea Vogel-Dehn und Bilder von Peter Vogel Von Götz J. Pfeiffer Frau Vogel schneidet Federvieh aus Steinen. Was wäre wohl dem wortwitzelnden „alten Fritz“ dazu eingefallen? Und welches Plaisier hätten dem Preußenkönig mit der spitzen Zunge die Bilder von Herrn Vogel bereitet. Denn auch Frau Vogels Mann betätigt sich bildkünstlerisch. Um zu schauen, hätte der Herrscher nur zum damals schon neogotischen Nauener Tor und dann wenige Schritte in die Atelier-Galerie Vogel gehen müssen. Dort zeigt das gebürtige Oldenburger Paar bis 20. Oktober in einer Gemeinschaftsausstellung „Tierskulpturen“ und Bilder mit „Licht über den Inseln“. Nicht nur aus barockem Geschmack hätte der Kunst liebende Preuße wohl in ureigenem Ton das fehlende Ornament bemäkelt. Dabei sind die rund 15 Skulpturen und knapp 20 Bilder im wahren Sinne ornamental: schmückend und Beiwerk. Die halbmetergroßen Raub- und Wasservögel, die fußballgroßen Raubtierköpfe wirken wie Ausstattungen für Wohnräume des so genanntem gehobenen Anspruches. Aus weichem Speckstein und Alabaster geschnitten, die Oberflächen mit feinen, der Natur nahen Strukturen überzogen, überzeugt das Handwerk. Die Preise zeigen: Sie sind Kunsthandwerk für den gut gefüllten Geldbeutel. Aber hat man Tiere in größerer Vielfalt vom wilhelminischen Tierbildner August Gaul nicht schon wahrer, dem Tierwesen näher gesehen? Abwechselungsreicher die Arbeiten von Peter Vogel. Doch das Ausgestellte, das man in die drei Gruppen Potsdam-Motive, Insel-Motive, Varia unterteilen kann, lässt einen Stil vermissen. Warum das so ist? Vogel gibt sich selbstbewusst: „Ich lege keinen Wert darauf, dass man über mich sagt: Da hat jemand seinen Stil gefunden und fertig.“ Sein Pluralismus wirkt jedoch beliebig. Landschaft sei ihm wichtig. Zweifellos, wie „Licht im November“ und „Heide: Hünensteine“, wie „Heiterer Inselherbst“ und „Inselpanorama“beweisen. Auf diesen mittleren Formaten ist der Horizont häufig ein schmales Band am unteren Bildrand, darüber der weite Himmel. Da kann sich viel abspielen, hier ziehen zuweilen Wolken darüber, manchmal große Leere. Mitreißende Himmelsabbilder, wie sie die niederländischen Maler im 16. und 17. Jahrhundert schufen, sucht man vergebens. Befremdlich Vogels Potsdam-Motive. Auf „Sans Souci Licht“ erkennt man fraglos den Bau über den Terrassen, wie diese ganz aus gelber Farbe gemalt, dahinter kontrastreich dunkler Himmel. Aber Lichthaltigkeit vermag die geschlossene Maloberfläche nicht zu vermitteln. Seiner plastischen Qualitäten ist der „Bogenschütze v. Geyger“ beraubt, im bronzenen Original unweit der Neuen Orangerie. Dafür bekommt er auf selbem Sockel drei gleichartige Brüder, ist dahinter in einem Fries noch verfünffacht. Und vor den steinfarbigen „Karyatiden Sans, Souci n. Glume“, effektvoll vor gelbem Hintergrund, wird der Mangel an Durcharbeitung des Bildraumes offenbar. Was hätte der „Alte Fritz“ dazu bemerkt? Vor den „Russischen Zeichen“ hätte er wohl den Kopf geschüttelt. Wie dem Betrachter wäre ihm dunkel geblieben, warum abgeblätterte russische Militärautokennzeichen in großen Kästen symmetrisch angebracht, mit Rot überzogen zu einem farblichen Gesamteindruck gebracht sind. „Zeichen an dieVergangenheit“, erläutert Vogel. Und das schmutzige Rot ein Signal der ausgebluteten Sowjetmacht? Mit „Potsdam leuchtet“ möchte der ausstellende Galerist bekannte hiesige Skulpturen als „Neon figurative Studien“ an die Fassaden von Plattenbauten bringen. Mit Mühe möchte man das noch plakativ nennen. Vogel sieht die Galerie in einer „Orientierungsphase“, will mit seiner Frau zusammen „präsentieren, was wir haben“, will „aufmerksam auf das machen, was wir für wichtig halten“. Auch warte man auf „Rückkoppelung vom Publikum“. Seit 1994 betrieb er eine Galerie im niedersächsischen Oldenburg, seit 1995 parallel eine auf der friesischen Insel Föhr. So weit wäre der Blick desKönigs gewiss nicht geflogen, wahrscheinlich auch schnell an dieser Ausstellung vorbei. „Skulpturen und Bilder 2003“ bis 20. Oktober in der Atelier-Galerie Vogel, Friedrich-Ebert-Str. 82, Mi-So 14-18 Uhr.

Götz J. Pfeiffer

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