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Kultur: „Männer sind Auslaufmodelle“

Schlechte Nachrichten für das starke Geschlecht – Ingo Appelt sagt, es gehört geschlagen

Stand:

Herr Appelt, was haben Sie gegen mich?

Gegen Sie persönlich gar nichts.

Wenn Sie mir Prügel androhen, nehme ich das sehr wohl persönlich.

Nun, Sie sind halt nur ein Mann, dann müssen Sie damit auch leben. Sie sind das Auslaufmodell der Weltgeschichte.

Aber wenn ich schon ein Auslaufmodell bin, warum muss man mich dann auch noch prügeln?

Rausprügeln, quasi. Aber mein Programm „Männer muss man schlagen“ versteht sich ja nicht nur im Sinne von verprügelt werden, sondern schlagen im Sinne von übertrumpft werden. Das heißt: Frau ist ganz klar besser als Mann. Und das erleben wir ja tagtäglich.

Sie vielleicht.

Nein, nein, nehmen wir beispielsweise die Schuldfrage. Kennen Sie eine Frau, die schuld ist?

Ah, Frauen und Schuld, da sprechen Sie aber ein heikles Thema an.

Ja, denn Männer sind grundsätzlich schuld. Wenn ein Mann eine Frau anbrüllt, ist er schuld, weil er sie anbrüllt. Wenn eine Frau einen Mann anbrüllt, ist er auch schuld, denn er hat sie dazu gebracht. Das ist ein logisches Prinzip.

Aber noch nicht sehr lange.

Früher konnten die Männer noch mit der Kirche kommen. Frau, Eva, Erbsünde und Schuld. Doch das ist alles Quatsch. Wir wussten schon sehr früh: Wenn wir den Frauen das Lesen beibringen, ist es vorbei mit uns. Mittlerweile ist die Frau schlauer, besser und intelligenter. Früher war es ja noch eine Beleidigung für einen Mann, wenn man zu ihm sagte: Du bist wie ein Mädchen. Und heute? Der fühlt sich doch glatt geschmeichelt: Selbstbewusst, cool, eigenständig.

Das klingt ja fast so, als seien Frauen früher einfach nur dumm gewesen.

Nein, die waren nie dumm. Der Mann hat sie nur nicht gelassen. Diese ganze Unterdrückungsgeschichte war ja keine böse Absicht, sondern nur eine trotzige Reaktion des Mannes. Der wusste ganz genau, wenn er sie ranlässt, ist er raus. Die Vormachtstellung des Mannes ergab sich nur aus seiner Rolle als Security-Chef, der sagte, wo es langgeht und dem man sich bedingungslos zu unterwerfen hatte.

Also ist der Security-Chef heute die letzte Bastion der Männlichkeit?

Ja, die letzte Bastion der wahren Männlichkeit. Der Polizist, der Soldat und der Security-Chef.

Alles verbunden mit Uniformen und klaren Hierarchien.

Ganz klar. Da wird angesagt und Angst gemacht nach dem Motto: Wenn ich nicht wäre, wärest du schon längst nicht mehr. Ich glaube auch die letzten 2000 Jahre Krieg hat der Mann nur erfunden, weil er gemerkt hat, dass ihn sonst niemand braucht.

Gehen wir dieses Problem mal kulturgeschichtlich an. Wann genau begann der Niedergang des Mannes?

Das begann, als der Mensch anfing, zivilisatorisch zu leben und die äußere Bedrohung aufhörte zu existieren. Vorher war der Säbelzahntiger eine recht ansehnliche Bedrohung für die alleinerziehende Mutter mit fünf Kindern. Und da brauchte sie doch jemanden, weil sie so hilflos war. Aber nicht, weil sie dumm oder schwach war, sondern wegen der Schwangerschaftssituation. Aber spätestens mit den Steinhäusern war das vorbei. Und die einzige Bedrohung in der Zivilgesellschaft ist heute nur noch einer: Der Mann.

Aber der Mann kann sich doch anpassen?

Wie wir wissen, dauern solche Anpassungsprozesse etwa 100 000 Jahre. Die haben wir leider nicht. Die Frauen dagegen haben das Glück, dass sie gern reden. Damit haben sie sich angepasst, denn wir leben in einer zivilen Kommunikationsgesellschaft. Da passen Frauen einfach besser rein. Wir können natürlich unsere Witze darüber machen, dass Frauen gern einkaufen und mit Vorliebe Schuhe. Aber das ist bei weitem nicht so gefährlich wie Atombomben bauen.

Warum nehmen wir unseren Niedergang nicht mit Humor?

Ja, der Mann braucht Humor. Ich habe lange geglaubt, Frauen selbst haben keinen Humor. Die sind aber immer gleich beleidigt, wenn man denen das sagt.

Könnte ein Zeichen dafür sein, dass ihnen der Humor fehlt.

Nein, das kann man so nicht sagen. Natürlich haben die Humor. Der ist nur anders als bei uns. Frauen stehen auf Eigenironie. Aber nur bei uns. Der Mann soll eigenironisch sein. Er soll sich selbst veralbern und sich so aktiv an seiner eigenen Zerstörung beteiligen.

Ist das nicht ein bisschen viel verlangt für uns arme Männer?

So ist das aber. Frauen wollen starke Männer, aber kaputte. Da kriegen Sie von einer Frau nie eine klare Aussage. Der Mann soll mit ihr reden, sie aber nicht totquatschen. Er soll sie beschützen, aber nicht dominieren. Er soll sie ernähren können, aber nie recht haben dürfen. Er soll ihr sehr viel Freiheit geben, aber auch Sicherheit. Das ist alles total widersprüchlich und zeigt, dass man es einer Frau nie recht machen kann.

Was bleibt dem Mann da überhaupt noch für eine Alternative?

Ich würde vorschlagen: Ausflug Homosexualität.

Ach, hören Sie doch auf.

Doch, schwule Männer gelten als nette Kerle. Ich kenne sehr viele schwule Paare. Und obwohl ich selbst nicht schwul bin, ich bin total neidisch. Die kommen gut miteinander klar, haben keinen Streit, keiner sagt, er sei das Opfer oder der Täter. Und außerdem mögen Frauen schwule Männer. Wenn wir nur lernen könnten, schwul zu sein, dann wären wir alle bald nur noch Modedesigner und Friseure und endlich auch für die Frauen nützlich.

Aber sehen Sie da nicht die Gefahr, dass die Frauen dann ausgerechnet diesen Macho, diesen tumben Kerl vermissen, den sie die ganze Zeit verfluchen? Dann haben wir den Salat.

Das könnte passieren. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, ist das vielleicht unsere letzte Hoffung.

Das Gespräch führte Dirk Becker

Ingo Appelt ist am morgigen Mittwoch, 20 Uhr, mit seinem Programm „Männer muss man schlagen“ im Nikolaisaal, Wilhelm-Staab-Straße 10/11, zu erleben. Restkarten im Internet unter www.mawi-concert.de oder in der Ticketgalerie unter Tel.: (0331) 28 888 28

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