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Kultur: Mediterran

Quitten, Kräuter und Saharawind bei prima Donna

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Es war ein kleines, aber enthusiastisches Publikum, das Autorin Astrid Schmeda auf ihren Streifzügen in die Provence und an das Mittelmeer folgte. Die Schriftstellerin stellte in den Räumen von primaDonna im Frauenzentrum ihren kulinarischen Reiseführer „Quitten, Kräuter und Saharawind“ vor, in dem sie in die Welt der fremden Gewürze, der ungewöhnlichen Zutaten und Rezepte an der Schnittstelle zwischen Orient und Okzident entführt.

Zugleich handelt das Buch von der lebensgeschichtlichen Reise Astrid Schmedas von der Nordsee an das Mittelmeer, die wohl als Verwirklichung eines Lebenstraumes verstanden werden darf. 1997 siedelte die Schriftstellerin – zuletzt erschien von ihr 2002 „Quasi una Fantasia“, ein Buch über Fanny Mendelssohn – mit Mann und Sohn in die Provence über. Dort führte sie ein Tagungshaus, das mehreren Familien gemeinsam gehörte. 2006 brach die Eigentümergemeinschaft auseinander. Danach bauten Astrid Schmeda und ihr Mann Gerhard Stange in dem Ort Saint Saturnin lés Apt ein ähnliches Haus auf, dieses Mal allein.

„Nirgendwo ist die südliche Lebensart besser als auf dem Markt zu erfahren“, sagt Dalila. Sie ist eine junge Frau maghrebinischer Herkunft, zu der sich die Autorin gleich bei der ersten Begegnung hingezogen fühlte. Die Märkte voller Menschen, Farben und intensiver Gerüche, über denen eine Akkordeonmusik ertönt, oder die Gewürzläden voller Aromen in engen Seitengassen, die nur Eingeweihte finden: Das sind Bilder mediterranen Flairs, die uns weiter nördlich Beheimatete faszinieren.

Dalila, so erfährt man, lernte das Kochen ausschließlich von ihrer marokkanischen Großmutter. Sie bereitet die köstlichen Gerichte intuitiv zu und weiß hinterher nie, welche Menge eines Gewürzes sie an das Essen gegeben hat. Dennoch beeindruckte ihre Kunst nicht nur die Teilnehmer von Kochkursen, sondern erstaunte auch einen professionellen Koch.

Die gelesenen Geschichten sind unterhaltsam, manchmal geradezu spannend. Sie machen auch mit Bräuchen bekannt, die der Fremde, wenn er sie denn entdeckte, wohl nie verstehen würde. So mit einer Jagdtradition, bei der die Jäger in Ermangelung von Wild die eigenen Mützen in die Luft werfen und durchlöchern.

Nach der Lesung verwöhnt die Autorin ihr Publikum mit kulinarischen Genüssen und serviert Auberginenmus, Anchoiade und Tapenade, selbst zubereitet, natürlich mit Olivenöl, ohne das die Mittelmeerküche undenkbar wäre. Dazu gibt es Rosè oder Rotwein von den Weingütern der Provence und die Gelegenheit zu Gesprächen. So gleicht die Atmosphäre bald einer gelösten kleinen Feier. Ein Abend für Kopf, Bauch und Seele und ein Abend der Vorfreude auf den kommenden Sommer. Gabriele Zellmann

„Quitten, Kräuter und Saharawind“, Kulinarische Streifzüge in die Provence und ans Mittelmeer, Anabas-Verlag, 19,80 Euro.

Gabriele Zellmann

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