Von Undine Zimmer: Meditieren mit Menuhin
Irmgard Kunerts Buch über die Kraft der Musik
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Im Alltag von Irmgard Kunert ist es wichtig, immer wieder zur Ruhe zu kommen. Die ehemalige Religionslehrerin hat eine Weiterbildung zur Sterbebegleiterin gemacht und eine Ausbildung in Tiefenmeditation. In ihrer Freizeit spielt sie Harfe. Die Musik ist der Potsdamerin eine wichtige Quelle der Kraft geworden. Ihr Empfinden von Musik als Verbindung mit dem Göttlichen möchte sie in ihrem Buch „Nutze die Kraft der Musik. Das Erfolgsrezept von Yehudi Menuhin“ mit ihren Lesern teilen. Mit dem Geiger Jehudi Menuhin selbst aber ist Irmgard Kunert jedoch weder bekannt noch verwandt.
Musik als meditative Erfahrung ist der rote Faden, der sich durch das schmale blaue Bändchen zieht. Irmgard Kunert führt ihre Leser anfangs durch eine knappe Motivgeschichte der Musik. Und wo könnte diese besser beginnen, als in der griechischen Mythologie? Von den Göttern ist die Rede und von Platon, der in der Musik ein Mittel zur Erziehung des Menschen sah. Und da ahnt der Leser es schon: Die Autorin glaubt sehr fest daran, dass die Musik den Menschen verändern kann.
Die nächsten Abschnitte sind den klassischen Genies gewidmet. Komponisten wie Mozart, Strauss und Bach bekommen je ihr Kapitelchen. Darin findet sich Zitate von den Komponisten selbst oder von anderen über ihre Musik. Und das Göttliche darin. Dazwischen verbindende Sätze der Autorin wie: „Musik – ihrem Ursprung getreu will sie zur Harmonie zurückführen. Kommend aus der heiligen Mitte strebt sie zur heiligen Mitte.“
Von dieser Symbiose von klassischer Musik, Spirituellem und dem Streben nach Harmonie, fühlt man sich unwillkürlich an Hermann Hesses Glasperlenspiel erinnert. Und tatsächlich scheint es als hätte Irmgard Kunert eine begeisterte Studentin des Magister Ludi Josef Knechts in Hesses Roman sein können, denn auch Hesse selbst bekommt ein Zitat in diesem Büchlein geschenkt.
Das Musik machen, spielt dabei nur eine Nebenrolle, es ist vor allem das Musik hören, das zwischen den Buchdeckeln von „Nutze die Kraft der Musik. Das Erfolgsrezept von Yehudi Menuhin“ therapeutisch zu verstehen ist. Die Person Menuhin wird im zweiten Teil in einer knappen Biographie zum Ideal stilisiert. Der musikalische Mensch, der den Frieden auf Erden durch seine Musik zu verbreiten versucht. Die Autorin zitiert aus einigen Lobreden über Menuhin. Ob sie als biographische Quelle taugen, ist fraglich. Eigentlich braucht Kunert Menuhin auch nur, um schreiben zu können: „Die große Musik hat einen klaren Bezug zur kosmischen Ordnung, die wiederum sehr verbunden ist mit dem Wesenskern des Menschen.“
Diese Botschaft hat auch Michael Jackson schon mal in einem Hit auf den Punkt gebracht: „Make the world a better place.“ Doch der wird allerdings nicht von Irmgard Kunert zitiert. Also: Mozart einlegen, anhören und wenn schon nicht die Welt retten, dann doch wenigstens selbst besser werden.
Irmgard Kunert: Nutze die Kraft der Musik. Das Erfolgsrezept von Yehudi Menuhin, Wagner Verlag, Gelnhausen 2010, 87 Seiten mit zwei farbigen Abbildungen, 14,90 Euro
, ine Zimmer
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