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Kultur: Mehr als nur für die Kinder der Großstadt

Die Vorzeichen verhießen nichts Gutes. Obwohl mit Bosse das Konzert eines Musikers in der Waschhaus Arena angekündigt war, der bereits durch zwei deutschsprachige Alben auf sich aufmerksam gemacht hat und der gerade mit seiner neuen und lang erwarteten CD „Taxi“ auf Tour ist, war es am Wochenende vor dem Konzerthaus in der Schiffbauergasse erstaunlich ruhig.

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Die Vorzeichen verhießen nichts Gutes. Obwohl mit Bosse das Konzert eines Musikers in der Waschhaus Arena angekündigt war, der bereits durch zwei deutschsprachige Alben auf sich aufmerksam gemacht hat und der gerade mit seiner neuen und lang erwarteten CD „Taxi“ auf Tour ist, war es am Wochenende vor dem Konzerthaus in der Schiffbauergasse erstaunlich ruhig. Und das, obwohl die ausgekoppelte Single „3 Millionen“ von den Radiostationen so oft gespielt wird und der sofort ins Ohr geht, der berührt und neugierig auf mehr macht.

In der Arena dann Erleichterung. Hier ist es gut gefüllt. Die Vorband, Naima Husseini, Deutschpop aus Hamburg, hat bereits begonnen. Doch das Publikum bleibt verhalten. Die ruhigen Texte stimmen nachdenklich und sind zum Anheizen nicht geeignet. Doch das macht überhaupt nichts, denn als Axel Bosse und die Musiker seiner Band aus dem Nebel auf die Bühne treten, wird schnell klar, dass dieser Mann keinen Stimmungsmacher braucht.

Das vorwiegend junge Publikum begrüßt ihn mit Begeisterung und es scheint beschlossene Sache, dass an diesem Abend das Waschhaus gerockt werden soll. „Matrosen“ vom neuen Album ist der Einsteiger. Das Schlagzeug gibt den Ton an, der Bass fährt durch die Massen und die Stromgitarren schrammeln. Es folgen „Tanz mit mir“, „Liebe ist leise“, „Die Irritierten“ – Songs mit Hymnencharakter. Das Publikum kennt sie alle, singt mit, klatscht, tanzt, ist ausgelassen. Hier singt einer für eine ganze Generation, vom Erwachsenwerden, von Liebe, von Ängsten und Hoffnungen. Axel Bosse ist authentisch und reißt sein Publikum mit. Als er „All die Dinge“ singt, eine gedankliche Zeitreise und der Wunsch, einiges noch einmal und anders machen zu können, klingt dies fast wie eine persönliche Botschaft.

Bosse zeigt sich an diesem Abend als Energiebündel. Eben noch erzählt er, er wäre erkältet, doch von Erschöpfung keine Spur. Und endlich, nach fast einer Stunde, mit „3 Millionen“ der Song für alle Kinder der Großstadt. Ein Meer von Händen bildet sich und alle zusammen singen sie vom Schmerz des Abschieds und von der Suche nach dem, der versteht. Auch wenn es ruhige Momente gab, in der Waschhaus Arena war Axel Bosse vor allem eines: rockig, manchmal fast rotzig. Und eventuell eine Überraschung für diejenigen, die den Sänger erst durch sein neues Album „Taxi“ kennen gelernt haben, denn hier kommt Bosse, im Unterschied zu seinen ersten Alben, sehr viel ruhiger daher und experimentiert mit Akkustikgitarre, Bratsche und Klavier. Neue Wege also, die er in seinem Konzert in Potsdam für einen langen und wilden Moment verlassen hat, zur Freude seines Publikums. Andrea Schneider

Andrea Schneider

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