Kultur: Mehr Freiheit im Konzert als in der Oper
Kimbo Ishii-Eto dirigiert die Kammerakademie
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Kimbo Ishii-Eto dirigiert die Kammerakademie Kimbo Ishii-Eto, der in New York sein Zuhause hat, steht heute das dritte Mal am Dirigentenpult der Kammerakademie Potsdam. Das Sinfoniekonzert, das er leitet, findet um 19.30 Uhr im Nikolaisaal statt. Als Solist wurde der Aserbaidshaner Geiger Dmitry Sitkovetsky, der heute in London lebt, verpflichtet. Nach einer Probe kamen wir mit dem jungen Dirigenten ins Gespräch. Herr Ishii-Eto, Sie sind gebürtiger Taiwanese. Aber aufgewachsen sind Sie in Japan ... Ja, meine Eltern bevorzugten die politische Sicherheit und zogen nach Japan. In der Nähe von Tokyo siedelten sie sich an. Dort erhielt ich dann auch meinen ersten Violinunterricht. Die Violine hat Sie mehrere Jahre begleitet. Sie studierten in Wien und in New York. Doch leider musste ich wegen einer Fingerverletzung den Berufstraum eines Geiger aufgeben. Doch bei der Musik wollte ich unbedingt bleiben. Ich entschied mich also für das Dirigieren, studierte in New York. Meine Lehrer wurden unter anderen Sir Simon Rattle, Vladimir Ashkenazy und Seiji Ozawa. Das sind sehr prominente Namen. Sie sind großartige Musiker und wunderbare Menschen. Beispielsweise bezeichnet mich Rattle niemals als sein Schüler, sondern als Kollege. Er ist mein wichtigster Mentor geworden. Sie haben als Dirigent mit bedeutenden Orchestern musiziert. Aber nicht nur in Konzerten treten Sie auf, sondern auch in Opernhäusern. In der Berliner Komischen Oper waren Sie in den vergangenen Spielzeiten des öfteren zu erleben, in „Turandot“, „Rigoletto“ oder in „Fidelio“. Opern dirigiere ich besonders gern. Es ist schon faszinierend, wenn man weiß, dass am Opernabend alle musikalischen Fäden vom Dirigentenpult ausgehen. Wenn im Orchestergraben keine Spannung aufgebaut wird, dann macht sich das auch auf der Bühne bei den Solisten und beim Chor bemerkbar. Ein Konzert zu dirigieren, ist doch ebenfalls mit großer Verantwortung verbunden? Unbedingt. Aber man hat als Dirigent mehr Freiheiten, weil man nicht für einen großen Opern-Apparat auf und hinter der Bühne die Verantwortung trägt. Mit der Kammerakademie Potsdam musizieren Sie von Sergej Prokofjew das 2. Violinkonzert, von Maurice Ravel die Tzigane und von Francis Poulenc die Sinfonietta. Die Stimmungen der drei Werke sind ganz unterschiedlich. Sie erzählen auch von der musikalischen Ausdrucksvielfalt, die die Komponisten bereit halten. Die Tzigane und das Violinkonzert benötigen einen überragenden Solisten. Ich bin froh, dass Dmitry Sitkovetsky, ein erstklassiger Violinvirtuose, mit uns musiziert. Er ist bei allen bedeutenden Orchestern dieser Welt zu Gast. Das Gespräch führte Klaus Büstrin
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