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Kultur: Meister des Minimalen

Rolf Miller am heutigen Freitag im Waschhaus

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Er ist der Meister des unfreiwilligen Humors, ein Vorzeige-Lethargiker, der sich in odenwäldischer Mundart über die Feinheiten des Lebens auslässt. Dabei begann Rolf Miller, der mit seiner minimalistischen Satire etliche Kabarettpreise einheimste, ganz klein: in der Mensa der Hochschule Kehl, an der er Verwaltungswissenschaften studierte.

Rolf Miller, der am heutigen Freitag ab 20 Uhr mit seinem Programm „Tatsachen“ im Waschhaus in der Schiffbauergasse zu Gast ist, kann man durchaus einen sehr eigenwilligen Sinn für Humor attestieren. Mehr noch – er selbst sieht sich als ein Witze-Verweigerer, weshalb seine Pointen in unbeendeten Sätzen auch mal ins Leere laufen. Aber was soll’s, die Pointe, das Herz des Witzes an sich, entsteht so eben im Kopf des Zuhörers.

Die Figur, der Miller auf der Bühne Leben einhaucht, braucht nicht viel: Ein Tisch und eine Flasche Wasser müssen als Requisiten reichen. Die Kombination aus bäuerischem Dialekt und selbstgefälligen Posen birgt jedoch eine entlarvende Stammtisch-Satire, deren politisches Potenzial er zwischen angedeuteten Kalauern versteckt. Wichtigstes Element ist bei Miller dabei die Pause, eine der unterschätztesten rhetorischen Figuren.

Vielleicht wird Miller aber durch seine aufgesetzte Humorlosigkeit, die er in einem offenbar unterbelichteten Süddeutschen versteckt, dem deutschen Humor treffend gerecht, gerade jetzt, mitten im Karneval – der traditionell unwitzigsten Jahreszeit, die hinter peinlichen Maskeraden jede noch so peinliche Zote durchgehen lässt. Aber wie sagt Miller doch selbst? „Der deutsche Humor ist wie englischer Handball.“ Lange Pause. „Gibt’s nicht.“ Oliver Dietrich

Rolf Miller mit seinem Programm „Tatsachen“ am heutigen Freitag um 20 Uhr in der Waschhaus-Arena in der Schiffbauergasse. Der Eintritt an der Abendkasse kostet 19 Euro

Oliver Dietrich

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