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Kultur: Melodisches Sommergewitter

Liquido live im Waschhaus / Romantisch und bombastisch / Große Begeisterung bei den Gästen

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Liquido live im Waschhaus / Romantisch und bombastisch / Große Begeisterung bei den Gästen Wie ein Sommergewitter kamen die vier Jungs mit Wahlheimat Berlin daher. Erst leise tröpfelnde Klaviertöne, dann lautere Gitarrenriffs und mit dem Einsetzen des Schlagzeugs dann der finale Donnerschlag. Am Mittwochabend im vollen Waschhaus präsentierten sich Liquido in all ihrer Vielseitigkeit. Zuvor hatten sich schon die Würzburger „Motion Control Foundation“, kurz MCF, mit solidem Rock bemüht, das zahlreiche Publikum „zum Tanzen und zum Trinken“ zu animieren, wie Sänger Fludid verkündete. Überhaupt verkündete er sehr viel, so wie er sich Kondenswasser von der Decke tropfend, wünschte. Das tat es zwar nicht, trotzdem bildeten die Vier einen gelungenen Auftakt: harter Rock''n''Roll, der in die Beine ging. Kreative Einlagen mit Mundharmonika und Rasseln lockerten auf, als Sänger Fludid seine „Spielzeugladeninstrumente“ vorstellte. Etwas ernsthafter ging es dann mit Liquido weiter. Die vier Musiker kennen sich aus Heidelberg seit dem Sandkasten und tauschten dann irgendwann die Schaufeln gegen die Instrumente. Seit dem spielen sie sich konstant weiter nach oben; nach der ersten selbst produzierten Single „Narcotic“ (1996) folgte der Plattenvertrag mit Virgin. Seit dem brachten Liquidio noch vier Alben heraus, unzählige Konzerte und hohe Chartplatzierungen rund um den Globus rundeten ihren bisherigen Werdegang ab. Nebenbei hat ein jeder auch noch Soloprojekte zu laufen. Trotzdem sie nun schon mehr als zehn Jahre gemeinsam spielen, hat man das Gefühl, keine uniforme Band auf der Bühne zu sehen, sondern einzelne Charaktere. Der Gitarrist sieht nach Blackmetall aus, der Sänger und Pianist nach Indierock und der Bassist könnte zwischen „Virginia Jetzt“ und „Mia“ pendeln. Nun soll man ja nicht nach dem Aussehen gehen, dennoch hört man die einzelnen Charaktere. Ob es dabei ruhiger zugeht wie bei „Love me, Love me“ oder ein altes Blackmetallstück von ''92 gespielt wird, die Einflüsse der Einzelnen sind erkennbar und verbinden sich zu einer Vielseitigkeit, die kein Schwanken zwischen Stilen ist, sondern immer „Liquido Stil“ bleibt. Und der sorgte für viel Begeisterung beim Potsdamer Publikum. Mal wurden die Feuerzeuge gezündet und mitgesungen, mal wurde einfach nur noch drauflos gesprungen - mitreißend war es auf jeden Fall. Eben wie ein Sommergewitter: romantisch, bombastisch und bei allzu häufigem Auftreten irgendwann anstrengend. Philipp Rothmann

Philipp Rothmann

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