Kultur: Metamorphosen im „Waisenhaus“
Gestalt- und Nutzungswandel des Großen Potsdamer Militärwaisenhauses stellen mit modernsten multimedialen Mitteln die „Metamorphosen“ dar. Das Kunstwerk wurde im berühmten Treppenhaus des Gontardbaus dieser Tage vorgestellt.
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Gestalt- und Nutzungswandel des Großen Potsdamer Militärwaisenhauses stellen mit modernsten multimedialen Mitteln die „Metamorphosen“ dar. Das Kunstwerk wurde im berühmten Treppenhaus des Gontardbaus dieser Tage vorgestellt. Damit eröffnete Kulturministerin Prof. Johanna Wanka gleichzeitig den Tag des offenen Denkmals“. Von den „Metamorphosen“, deren Schöpfer fünf Studenten der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus unter Anleitung ihres Dozenten Thomas Moritz sind, beeindruckte der von Christian Hendel präsentierte virtuelle Gang durch die Geschichte des Waisenhauses. Architektonische Details oder auch die Stiftungsurkunde König Friedrich Wilhelms I. können per Mouseklick abgerufen und vergrößert werden. Mit der Arbeit steht der Waisenhaus-Stiftung, die dafür die Technik finanziert hat, quasi eine virtuelle Dauerausstellung zur Verfügung, die sie jederzeit zeigen kann. Erste Termine sind bereits vorgemerkt, vor allem der 10. Dezember. Dann wird, darauf legte sich Waisenhaus-Geschäftsführer Jürgen Pankonin fest, der wieder aufgebaute Monopteros einschließlich der bekrönenden Figur der Caritas, der Göttin der Barmherzigkeit, eingeweiht. An diesem Tag wird aber auch Teil II der „Metamorphosen“ uraufgeführt, an dem der Studiengang Szenographie und mediale Räume der Babelsberger Filmhochschule arbeitet. Wie Hendels virtuelles Museum zeichnen sich die Beiträge „Momente - Augenblicke - Zeitpunkte“ (Franziska Goerk), „Farben der Zeit“ (Freya Weiß) und „Potsdam - Geschichte eines Waisenhauses“ (Christian Krüger) nicht nur durch virtuoses Spiel mit modernen Medien, sondern auch durch Korrektheit in den Fakten aus. Dafür hat als Berater der Studenten der am Waisenhaus tätige Historiker René Schreiter beigetragen. Kritisch hinterfragen die „Metamorphosen“ allerdings Erziehungsinhalte und Kinderschicksale im Waisenhaus nicht. So hat das Vielfachtalent Jana-Cornelia Petzold ein durch Umstellen von Phrasen vierfach variiertes Poem verfasst, in dem die Einrichtung als Hort der Geborgenheit und Zuflucht, als Stätte von Geist und Kultur erscheint. Zweifellos war sie das auch und vielleicht vorwiegend, aber nicht nur. Der gleichen Tendenz folgt Petzolds poetischer medialer Beitrag, und auch aus den von ihr komponierten und vorgetragenen zwei Klavierstücken „Stimmen der Waisenhauskinder“ klingen keine Klagen heraus. Die „Metamorphosen“ werden zwei Monate lang gezeigt. Der zu hohe personelle und finanzielle Aufwand verbietet allerdings, die medialen Arbeiten täglich über den Videoschirm laufen zu lassen. Besucher des jetzt von Ministerien genutzten und so öffentlich zugänglichen Gontardbaus könnten deshalb nur die beiden als riesige Fahnen im Treppenhaus herab hängenden Informationsträger und die im Foyer angebrachten Poemvariationen sehen. Das wäre unbefriedigend, und darauf wurde während der Premiere auch hingewiesen. Die Waisenhaus-Stiftung hat sich deshalb entschlossen, die multimedialen Arbeiten jeden Freitag von 16 - 18 Uhr abzuspielen. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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