Kultur: Mit Beethoven durch das Jahr
Das Programm des Neuen Kammerorchesters Potsdam in der Saison 2013/2014
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In der Konzertsaison 2013/2014 wird Potsdam zur Beethovenstadt. Der Nikolaisaal widmet sich am 31. August und 1. September unter dem Motto „Alles Beethoven!“ den Klaviersonaten des Komponisten, im November ist dann eine „Streichquartett-Nacht“ geplant. Die Kammerakademie Potsdam wagt sich auf die Marathonstrecke, wenn es im Februar heißt: „Ludwig van Beethoven: Alle neun Sinfonien an vier Tagen“. Und das Neue Kammerorchester Potsdam wird im März und im Juni in zwei seiner vier Sinfoniekonzerte die fünf Klavierkonzerte Beethovens vorstellen. Für Beethovenverehrer und solche, die sich mit dem Werk des großen Meisters näher bekannt machen wollen, also paradiesische Zustände. Auch wenn das alles wie geplant wirkt, zumindest das Neue Kammerorchester Potsdam hatte einen derartig umfassenden Beethovenzyklus nicht im Blick.
„Die Idee, die fünf Klavierkonzerte an zwei Abenden zu präsentieren, hatten wir schon länger“, sagt Ud Joffe, künstlerischer Leiter des Neuen Kammerorchesters Potsdam bei der Vorstellung des Saisonprogramms. Dass Nikolaisaal und Kammerakademie Beethoven in der kommenden Saison ebenfalls in den Mittelpunkt stellen, hat auch ihn überrascht. Aber so, wie das jetzt geplant ist, über die Klaviersonaten und Streichquartette hin zu den Sinfonien und zum Abschluss die Klavierkonzerte, ergänze sich das wunderbar, sagt Joffe. Wenn das Neue Kammerorchester Potsdam dann im März mit den Klavierkonzerten 1 bis 4 zum „Klaviergipfel“ in den Nikolaisaal lädt, werden vier junge Pianistinnen spielen. Frei nach dem Motto „Potsdam sucht die Beethovenpianistin“ werden Orchester und Publikum entscheiden, welche der vier jungen Damen im Juni unter dem Titel „Klavierolymp“ in der Erlöserkirche das 5. Klavierkonzert Beethovens spielen soll.
Eröffnet wird die 13. Saison des Neuen Kammerorchesters Potsdam am Donnerstag, dem 12. September, aber mit einem modernen Programm an ungewöhnlicher Stelle. Für „English Strings. Shakespeare & Neo-Renaissance Musik“ wurde die Schinkelhalle in der Schiffbauergasse als Spielort ausgesucht. Während die Musiker Werke von William Walton und Peter Warlock, Edward Elgar und Benjamin Britten spielen, wird Michael Schrodt, Schauspieler am Hans Otto Theater, Sonette von Shakespeare lesen. Eine Verbindung von Klassischem und Modernem, an einem Ort, den das Klassikpublikum in Potsdam noch entdecken muss: Das ist ein Experiment, auf das sich das Neue Kammerorchester Potsdam hier einlässt. „Die Schinkelhalle hat eine sehr gute Akustik und der offene Raum bietet uns viele Möglichkeiten, Musiker und Zuhörer so zu positionieren, dass wir hier nicht die klassische Konzertsituation vom Publikum vor der Bühne haben“, so Joffe. Schon im Frühjahr hatten Joffe und Christian Seidel, Vorsitzender des Trägervereins des Kammerorchesters, mit der Planung für dieses Konzert begonnen. Doch ohne die Unterstützung des Hans Otto Theaters würde es nicht in der Schinkelhalle stattfinden, betonte Seidel mehrmals. Zu kompliziert und aufwendig sei das Prozedere der Anfragen innerhalb der Verwaltung um die Schinkelhalle, die seit Jahren nur sporadisch bespielt wird, für Konzerte zu nutzen.
Insgesamt 15 Konzerte spielt das Neue Kammerorchester Potsdam in der kommenden Saison. Neben neun Konzerten in Potsdam gehören mittlerweile auch traditionell die Philharmonie und die Gethsemanekirche in Berlin zu den Spielorten. „Nicht ganz unbedeutend“, wie Christian Seidel sagt. Er hofft, dass dies auch in der Potsdamer Stadtpolitik erkannt wird. Denn noch immer muss das Neue Kammerorcherster Potsdam auf eine institutionelle Förderung verzichten. „In der kommenden Spielzeit haben wir für drei unserer vier Sinfoniekonzerte Projektförderungen erhalten. So viel wie noch nie“, so Seidel. Doch für eine bessere Planung und einer damit verbundenen Sicherheit ist eine institutionelle Förderung über mehrere Jahre unverzichtbar. Seidel sieht hier ein deutliches Ungleichgewicht in der Förderungspraxis der Stadt. Während neben dem Hans Otto Theater auch freie Theatergruppen in Potsdam institutionell gefördert werden, habe im musikalischen Bereich nur die Kammerakademie dieses Privileg. „Unsere Konzerte besuchen zwischen 250 und 350 Zuhörer“, sagte Seidel. Das Neue Kammerorchester Potsdam habe sich in den vergangenen Jahren in der Stadt fest etabliert. Das müsse endlich auch in der Stadtpolitik erkannt und entsprechend honoriert werden, sagt Christian Seidel.
Dirk Becker
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