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Kultur: Mit Bekanntem überrascht

Duo Burstein und Legnani begeisterten mit „Música Espanola“ im Alten Rathaus

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Duo Burstein und Legnani begeisterten mit „Música Espanola“ im Alten Rathaus Von Dirk Becker Überraschungen gab es an diesem Abend einige. Weniger erfreulich gleich die erste. Denn noch im Alten Rathaus versprach ein Plakat ein Solokonzert des Gitarristen Roberto Legnani mit Werken von Albéniz, Bach und Paganini. Erst an der Abendkasse dann der Hinweis auf die entscheidende Programmänderung. Nicht allein, sondern mit der argentinischen Cellistin Ariana Burstein sollte Legnani an diesem Abend „Música Espanola“ spielen. Organisatorische Probleme wurden genannt. Ein Blick auf den Programmzettel zeigte, dass die beiden das fast identische Programm spielen würden, mit dem sie hier im Vorjahr nur zum Teil überzeugen konnten. Überraschungen waren da wohl nicht zu erwarten. Wie man sich doch täuschen kann. Mit der Sevilla von Isaac Albéniz (1860-1901) eröffneten Ariana Burstein und Roberto Legnani das Konzert. Es folgten drei weitere Stücke, die, wie die Sevilla, in den Zyklen Suite espanola und Cantos de Espana aus der mittleren Schaffensperiode des Komponisten zusammengefasst werden. Lieder, die so oft schon interpretiert wurden, dass sie schnell beim Hörer eine gefällige Langeweile hervorrufen. Doch die beiden Musiker überraschten schon mit den ersten Tönen. Entspannt und mit stellenweise fast schon ausgelassener Lockerheit gingen sie zu Werke. Und sofort fiel auf, dass Legnani, der im vergangenen Jahr sich oft gegen das voluminösere Cello nicht durchsetzen konnte, mit lockerer Hand einen Ton erzeugte, der Ariana Bursteins temperamentvollem Spiel in nichts nachstand. In der Vorankündigung hatten die Veranstalter darauf hingewiesen, dass Legnani das neueste Spitzenmodell des Taunussteiner Gitarrenbaumeisters Dieter Hopf spielen werde, das aufgrund eines neuen Konstruktionsprinzips ganz neue Klangqualität verspricht. Und an diesem Abend wurde klar, warum diese Gitarre den etwas hochtrabend erscheinenden Namen „La Portentosa Grande Furioso“ trägt. Ohne die geringsten Schwierigkeiten setzte sich Legnani unaufdringlich mit lebendigem, transparentem und facettenreichem Spiel in Szene und wurde so endlich zum gleichberechtigten Partner neben dem Violoncello. Ein Umstand, von dem sich auch Ariana Burstein mitreißen ließ. Leidenschaft in fast jedem Ton Ob Sarastes Bearbeitung von Georges Bizets (1838-1875) berühmter Oper Carmen, ob die Danzas Espanolas von Enrique Granados (1867-1916) oder traditionelle Lieder der sephardischen Juden – Ariana Bursteins und Roberto Legnanis Interpretationen machten sie zu wunderbaren Erlebnissen, denn hier stimmte einfach alles. Die Klanggestaltung farbenfroh und spannungsreich, südländisches Temperament, ja Leidenschaft in fast jedem Ton, ließen die beiden zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch von Eintönigkeit aufkommen. Ein großartiges Konzert von zwei großartigen Künstlern, leider nur vor nicht einmal zur Hälfte gefülltem Theatersaal im Alten Rathaus.

Dirk Becker

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