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Die Band ist er: Sänger Mateo von den spanischen Punkrockern Mateolika.

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Kultur: Mit Charme und nackten Bäuchen Die Glam-Punks von Mateolika in der „fabrik“

Goldene Leggins, knappe Fellwestchen über der nackten Brust, Netzstrümpfe über dem Gesicht: Alle queeren, also die Geschlechtergrenzen verwischenden, Attribute konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der „fabrik“ am Donnerstagabend ein paar energiegeladene Testosteronbündel auf der Bühne standen. Die Ska-Punks von Mateolika waren aus Barcelona angereist und ließen sich auch von der nur spärlichen Anzahl der Zuschauer nicht entmutigen.

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Goldene Leggins, knappe Fellwestchen über der nackten Brust, Netzstrümpfe über dem Gesicht: Alle queeren, also die Geschlechtergrenzen verwischenden, Attribute konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der „fabrik“ am Donnerstagabend ein paar energiegeladene Testosteronbündel auf der Bühne standen. Die Ska-Punks von Mateolika waren aus Barcelona angereist und ließen sich auch von der nur spärlichen Anzahl der Zuschauer nicht entmutigen. Im Gegenteil.

Um die zwölf im Barbereich der „fabrik“ herumdümpelnden Gästen vor die Bühne zu bekommen, legte Sänger Mateo erst einmal ein kleines Solokonzert hin – nur er, seine Gitarre und seine Lippen, mit denen er locker ein Instrument ersetzt. Alleine zu unterhalten ist der ehemalige Sänger von „Stoy ke Trino“ gewohnt, nach der Trennung der Band tingelte er mit seiner Gitarre durch Spanien, überall dorthin, wo die angespannte politische Situation des Landes – gebeutelt von der Finanzkrise und Jugendarbeitslosigkeit – besonders zu spüren ist.

Seine Performance, gepaart mit seinem unerbittlichen Charme, lockte die kleine Gruppe schließlich in den Konzertsaal. Auf der Bühne bekam Mateo dann Verstärkung von der klassischen Gitarre-, Bass- und Schlagzeugbesetzung – mehr brauchte er nicht für seine schnellen, schnörkellosen Songs. Simpel sind die trotz der klaren Punk-Attitüde nicht, immer wieder werden sie von ein paar Rumba-Rhythmen hier und ein wenig Ska dort gebrochen, manchmal schimmert eine leise Ahnung von Flamenco durch. Ironische Verweise sind ohnehin inklusive, der „Musik ist Scheiße“-Sticker auf Mateos Gitarre ist da noch der platteste.

Natürlich klingt das Ganze oft nach den italienischen Kollegen von Banda Bassotti – denen aber sind Mateolika in Sachen Stil und Glam weit überlegen. Das muss man erst einmal hinbekommen, Netzstrumpfmaske und kurzes schwarzes Rüschenröckchen zu nackten Männerbeinen mit so viel Würde und Eleganz zu tragen wie Bassist Frank. Ganz abgesehen von der großen Leistung, in einem quasi leeren Saal zu stagediven: Nach der etwa dritten Zugabe warf sich Mateo einfach bäuchlings auf das Rollbrett, auf dem sonst die Boxen transportiert werden, und ließ sich durch den Raum treiben. Auf dem Boden blieb er für die restlichen Songs einfach liegen, räkelte sich ein wenig vor und zurück – und klang, als er bei einem Stück mehr über die Musik hinweg sprach als sang, wie ein junger Jim Morrison. Mateolika haben hoffentlich nicht zum letzten Mal in Potsdam gespielt. Ariane Lemme

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