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Kultur: Mit dem Ballon

Mehr als nur Heißluft für die Schiffbauergasse

Stand:

Rund 50 Millionen Euro hat die Sanierung der Schiffbauergasse gekostet. Die Kultur gibt sich geballt an diesem Ort. Doch trotz schöner Fassaden, Potsdams Vorzeigekulturstandort steht seit Jahren in der Kritik. Zu wenig Geld für die Inhalte, zu wenig Leben in der Schiffbauergasse. Manche reden sogar davon, dass der Standort totsaniert wurde. Alles übertrieben oder doch leider wahr? In den PNN vom 1. August haben vier Redakteure unter der Überschrift „Noch Leben in der Gasse?“ ihre Sicht zur Lage in der Schiffbauergasse dargestellt. Nun wollen wir in den kommenden Wochen nicht nur Künstler unter dem Motto „Was wünsche ich der Schiffbauergasse“ zu Wort kommen lassen. Auch PNN-Leser sollen sich an der Diskussion unter www.pnn.de oder an leserpost@pnn.de beteiligen.

Heute: Michael Philipps

Wieder einmal wurde ich, einen Besuch durch unsere Schiffbauergasse führend, mit deren vielfach beklagter Leere, Ödnis und Dunkelheit konfrontiert. Und das zu bester Jahres- und Tageszeit. Schnell entspann sich zwischen meinem Gast und mir im wenigstens gut besuchten Theaterrestaurant eine Diskussion über mögliche Gründe, warum die aufwendige und denkmalgerechte Sanierung dieses Areals gleichzeitig so sehr seinen eigentlichen Zweck verfehlt: ein lebendiges und einladendes Kulturzentrum zu sein. Ungeachtet aller inhaltlichen Ursachen landeten wir schnell bei den bereits bekannten Vorschlägen und Ideen, die im Wesentlichen auf eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Vermarktung des Kulturzentrums zielen. Eine etwas ausgefallene Idee, die sich aus diesem Abend entwickelte, soll hier aber als Anregung mitgeteilt werden:

Wie wäre es, auf dem Dach des Parkhauses einen Fesselballon zu installieren, der – weithin sichtbar – für den noch immer irgendwie „verborgenen Kulturstandort“ wirbt und ihn so als eine besondere Attraktion mehr ins öffentliche Bewusstsein rückt, auch für Potsdam-Touristen. Dieser Fesselballon ließe sich abends illuminieren. Mit wechselnden Projektionen bestände die Möglichkeit, auf besondere Veranstaltungen und Highlights hinzuweisen. Durch potente Sponsoren, wie beispielsweise VW oder Oracle, die auf dem Ballon mit ihren Logos werben könnten, ließen sich auch die Kosten für Anschaffung und Unterhalt minimieren. Ein solcher Ballon löst nicht die aktuellen Probleme, aber er kann helfen, Aufmerksamkeit zu schaffen, ein Wahrzeichen für die Schiffbauergasse werden, vielleicht für alle ansässigen Kulturträger auch so etwas wie Identität stiften – und vor allem könnte er ein bisschen „Glanz in die Hütte“ bringen! Aber ich höre schon die vielen „Bedenkenträger“: zu teuer, technisch nicht machbar, zu große Sicherheitsrisiken – ja und vor allem die „gestörten Sichtachsen“ und die „Verletzung des ästhetischen Gesamtkonzepts“, die Stiftung und Denkmalbehörde sicher sofort auf die Barrikaden treiben.

Michael Philipps war bis Juli Dramaturg am Hans Otto Theater.

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