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Kultur: Mit flinken Händen und Füßen Organist Albrecht Koch aus Freiberg im Konzert

Die Stadt Freiberg in Sachsen ist zu beneiden und berühmt. Nicht nur durch ihre Bergakademie und den damit verbundenen einstigen Silbererzbergbau, sondern auch durch ihre Kirchen.

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Die Stadt Freiberg in Sachsen ist zu beneiden und berühmt. Nicht nur durch ihre Bergakademie und den damit verbundenen einstigen Silbererzbergbau, sondern auch durch ihre Kirchen. Ob im Dom St. Marien, der Petri- und Jakobikirche: In allen drei gibt es vier kostbare Instrumente des legendären Orgelbaumeisters Gottfried Silbermann zu bewundern. Zwei davon, eine große und eine kleine Orgel, stehen im Freiberger Dom, an denen Albrecht Koch als deren verlässlicher Schatzhüter, Heger und Pfleger das Lied zum Lob der Heiligen Cäcilie anstimmen kann. Seit 2008 hat der in Dresden geborene ehemalige Kruzianer das Domorganistenamt inne, ist mittlerweile auch künstlerischer Leiter der Freiberger Silbermann-Tage. Er steht also in bester sächsischer Kirchenmusiktradition. Am Mittwoch ist er beim Internationalen Orgelsommer in der Erlöserkirche aufgetreten, hat von seinen klanglichen Intentionen an der barock disponierten Schuke-Orgel auf überzeugende Weise gekündet. Und entsprechende Werke von Komponisten ausgewählt, unter ihnen – quer durch die Jahrhunderte – drei Komponisten des 16er-Jahrgangs.

Zum Auftakt spielt Albrecht Koch im temposchnittigen Zugriff Präludium und Fuge D-Dur BWV 532 von Johann Sebastian Bach. Nach hellstrahlendem Entree mit Tonleiterläufen und Akkordbrechungen breitet er die harmonischen Entwicklungen des gewichtigen Themas sehr zügig aus. Als sei sie von einer Stahlfeder gespannt, spult er die geradezu hüpfende Fuge wie am Schnürchen ab. Er zieht glanzvolle Register, die sein rauschhaftes, von flinken Fingern und Füßen dominiertes Spiel wirkungsvoll unterstreichen. Von Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel erklingt zunächst die d-Moll-Fuge, eine Bearbeitung des väterlichen Chorals „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“, danach ein „Preludio“, das sich als Sonate mit Pedal outet. Gleichmäßig im Metrum und farbenreich registriert, sorgen nasal-schnarrende Registerstimmen für mancherlei Überraschungen. Für die ist auch das Orgelvorspiel „Komm, Heiliger Geist“ des Matthias Weckmann (1616–1674) wie geschaffen, der, im thüringischen Niederdorla geboren, als Diskantist in der von Heinrich Schütz geleiteten Dresdner Hofkapelle singt, später in Hamburg wirkt. Scharfe Prinzipalstimmen sorgen dafür, dass das Stück pompös wirken kann. In ein zartes Diskantgewand gekleidet, eilt dagegen die d-Moll-Toccata des Johann Jacob Froberger (1616–1667) vorüber.

Seiner Vorliebe für helle, silbrig schimmernde Register huldigt Albrecht Koch auch in Felix Mendelssohn Bartholdys B-Dur-Sonate op. 65/4, die er im Wechsel von Voluminös und Verspielt, Besinnlich und Erhaben im raffinierten Farbenmix vorstellt. Dagegen bestimmt unentwegtes Pulsieren in minimalistischer Machart das „Agnus Dei in H“ aus „B-A-C-H Mass for Organ“ von Erland Hildén (geboren 1963), einer originellen Hommage an den Barockheros. Und schließlich auch Reger, dem der Orgelsommer gewidmet ist: Drei „Stücke für die Orgel“ aus op. 69 von Max Reger (1873–1916) bieten im hörverständlichen Kleinformat all das, was später den „richtigen“ Reger auszeichnet. P. Buske

P. Buske

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