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Kultur: Mit giftgrüner Gitarre

Kabarettisten wetteiferten um Förderpreis

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Gesellschaftskritisches oder politisches Kabarett ausgerechnet mit Hilfe eines namhaften Geldinstitutes, sollte das aufgehen? Für die HypoVereinsbank ist das überhaupt keine Frage, unter dem Motto „Jugend kulturell“ sponsert und fördert sie den künstlerischen Nachwuchs seit 1981 in fast allen Genres. Seit 1994 wird auch ein Extra-Förderpreis vergeben. Wenn man von einer „hochkarätigen Jury“ als Sieger gekürt worden ist, bekommt man einen stolzen Geldpreis, weitere Auftrittsmöglichkeiten, die Ohren der Presse, indes der künstlerische Beitrag auf einer CD verewigt wird.

„Bei uns gibt es sogar noch ein Startgeld!“, sagte am Mittwoch Gesa Birnkraut im neuen Theaterhaus als Moderatorin der Bank zu den geladenen Gästen. Darüber konnten sich die vier Kabarett-Kandidaten des Förderpreises schon einmal freuen: Stephanie Deubel, die schriftstellernde Sarah Hakenberg und Marc-Uwe Kling, der Mann mit der giftgrünen Gitarre, kamen aus Berlin, während Matthias Reuter von Oberhausen angereist war. In einem 20-minütigen Programm traten sie gegeneinander an, nur einer konnte das satte Preisgeld gewinnen, nur einer im November zum Endausscheid ins Hamburger St. Pauli-Theater fahren. Der Oberhausener hatte die Altersgrenze von dreißig Jahren noch gerade eben erwischt, er wartete mit einem feinsinnigen Chanson-Programm am alten Förster-Flügel auf, sehr klug, sehr musikalisch. Mehr Comedy als Substanz, versuchte sich Stephanie Deubel auf die schrille Art, indem sie dem Klausi im Publikum erst mal ihre „Schlippi“ in Kommission gab und plauderte, was das Zeug hielt. Nicht erheblich. Sarah Hakenberg trug unter dem Titel „literarisches Kabarett" mit guter Rhetorik vor, was ihr mit mancherlei Männern geschah, a prima vista, würde der Musikus sagen, vom Blatt abgelesen.

Bleibt Marc-Uwe Kling, einer der Potsdamer „Papierpiloten“, mit seinem Hut und jener Gitarre. Er bekam für seine wohlkalkulierten Bonmots, wie etwa im Song „Wer hat uns verraten, die Sozialdemokraten“ oder den Beitrag um die „Generation Praktikum“, mit Abstand den meisten Applaus. Politische Botschaft hört der Kabarett-Gast stets am liebsten, auch die persönlich eingeladene Kundschaft der HypoVereinsbank.

Die siebenköpfige Jury, unter anderen Ulrich Waller vom St. Pauli-Theater und Arnulf Eichhorn als Chef der Leipziger Lachmesse, nahm sich viel Zeit für ihr Urteil. Jener machte das Rennen, dem man eine glückliche Verbindung von Persönlichem und Politischen nicht zu Unrecht nachsagte, der sich selbst zur Gitarre begleitete und am Flügel auch spielte: Marc-Uwe Kling. Wenn er am 20. November in Hamburg-Harburg auf die Sieger der anderen drei Ausscheide von Leipzig, Passau und Köln trifft, wird er sich wahrscheinlich mit deren Rhetorik und möglicherweise geschickterem „Schauspiel“ auseinandersetzen müssen. Gerold Paul

Gerold Paul

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