Kultur: Mit Holz im Hintern keine Chance
Strange Stuff aus Ludwigsfelde pflegen das harte Brett - direkt und ehrlich auch beim Saturday Fight Club-Finale
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Strange Stuff aus Ludwigsfelde pflegen das harte Brett - direkt und ehrlich auch beim Saturday Fight Club-Finale In den vergangenen Monaten traten beim Saturday Fight Club junge Bands im Waldschloss gegeneinander an. Das Publikum entschied darüber, wer von ihnen den Endausscheid erreichte. Für das am Freitag, den 26. September, stattfindende Finale im Lindenpark haben sich die Bands Sage, badPGvoc, Strange Stuff und Dawnrise qualifiziert. Dem Gewinner winkt eine professionelle Studioaufnahme für eine Promo-CD sowie die automatsiceh Teilnahme am Landesrockwettbewerb Brandneburg. PNN stellen die vier Anwärter vor. Heute: Strange Stuff. Von Dirk Becker Es ist ein altes Spiel. Fragt man Musiker nach ihren Vorbildern, können sie schon mal einsilbig werden. „Keine“, ist da eine Standardantwort. Versucht man es doch und erwähnt ein paar Namen aus der Rockhistorie, dann hat diese Frechheit so mancher schon mit einer prächtigen Abreibung bezahlen müssen. Musiker können da sehr empfindlich sein. Als würde man sie in die Nähe irgendeiner Band rücken wollen und ihnen so jegliche musikalische Eigenständigkeit absprechen. „Stonerpunkrock“, so charakterisieren Beatmaster und Björn Smörebröd von der Ludwigsfelder Band Strange Stuff nach einigem Nachhacken ihre Musik. Als die Frage nach den Vorbildern gestellt wurde, gaben sie sich etwas wortkarg. Namen, außer ihre Künstlernamen, wollten ihnen nicht so recht über die Lippen. Sie spielen Musik, die ihnen Spaß mache, das ginge auch ohne direkte Vorbilder. Man versucht es auf Umwegen und da fallen dann doch noch einige Hinweise. „Kyuss“, die auf ewig Unübertroffenen des Stonerrock und „Glucifer“, fünf knallharte Schweden, bei denen jedes Riff klingt, als ob es auf Dynamit gespielt wird. Strange Stuff, das sind ebenfalls fünf Musiker, die das harte Brett pflegen. Damit hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Im Ludwigsfelder Club „NVA", der auf einem Gelände der ehemaligen Volksarmee liegt, waren junge Musikversessene um die Gitarristen Björn Smörebröd und Ton, 1997 auf der Suche nach einer passenden Sängerin. Es soll damals sogar ein „Casting“ stattgefunden haben. Beim Vorsingen konnte keine der Kandidatinnen überzeugen. Da Ludwigsfelde aber klein und überschaubar ist, wurde man doch noch fündig. Diana Rubin hatte vorher noch nie gesungen, wollte es aber unbedingt versuchen. Bei Strange Stuff fand sie die nötige Rückendeckung. Die Jungs waren begeistert. „Es gibt genug Frauen mit einer guten Stimme, aber nur wenige haben den nötigen Druck“, bringt Schlagzeuger Beatmaster die stimmlichen Qualitäten ihrer Frontfrau auf den Punkt. „Mutti“, nennt Björn Smörebröd sie trocken. Mal bekomme sie Feuer von den Herren der Band, dann wiederum gibt es Saures aus ihrer Richtung, fasst er das Thema Gleichberechtigung im Rockeralltag zusammen. Man habe sich bewusst für ein „nettes Mädchen" als Sängerin entschieden, denn es gibt schon genug Bands, wo ein Kerl den Chef am Mikro mimt. Sie sei der Mittelpunkt der Band und bekomme so auch mehr Groupies ab. Neid schwingt da kaum mit. Dem Jugendclub „NVA“ sind Strange Stuff bis heute treu geblieben. Ansonsten hat sich mit den Jahren einiges geändert. Erst im Februar sind Beatmaster und Bassist Mr. Dirk neu zur Band hinzugekommen. Da kam dann erst einmal die harte Probenzeit. Das alte Material musste neu einstudiert werden und erfuhr durch die neue Besetzung einige Veränderungen. „Jetzt passt es“, so Beatmaster. Zehn eigene Lieder umfasst ihr derzeitiges Repertoire, mit dem sie in diesem Jahr einige Male aufgetreten sind. Ein Konzert davon war der Saturday Fight Club. Strange Stuff ging es dabei eigentlich nur um einen Gig in Potsdam. Es ist sehr schwierig, in dieser Stadt live zu spielen, so die Erfahrungen von Beatmaster. Dass sie dann die Vorrunde im Waldschloss für sich entschieden, sei nicht mehr als ein angenehmer Nebeneffekt gewesen. Dem Finale in der kommenden Woche sehen sie daher auch sehr gelassen entgegen. Sie werden auf die Bühne im Lindenpark gehen und „100 Prozent geben“, aber der Preis locke sie nicht wirklich. Der versprochene Studioaufenthalt als Siegerprämie sei für sie kaum von Nutzen, da sie erst kürzlich für Aufnahmen ein Studio besucht hatten. Für sie geht es einfach nur um das Spielen vor einem großen Publikum in einem ansehnlichen Saal. Derzeit arbeiten Strange Stuff, neben der Veröffentlichung einer kleinen CD, an der Planung einer Weihnachtstour. Zusammen mit einer artverwandten Band soll es über den kommenden Jahreswechsel in die Schweiz oder nach Holland gehen. Nicht nur in Potsdam und Umgebung zu spielen – das ist ihnen wichtig. Das ortsansässige Publikum sei ganz schon verwöhnt und gerade die Berliner hätten in dieser Hinsicht „einen Stock im Arsch“, so Björn Smörebröd. Der Sachse dagegen „rockt wie Sau“. Bei ihren Auftritten im südlichen Raum brenne fast immer die Luft im Saal. Direkte und ehrliche Reaktion auf direkte und ehrliche Musik. Genau das, was Strange Stuff von einem Publikum erwarten. Wie das Publikum beim Saturday Fight Club Finale reagiert, wird sich zeigen. Eines scheint aber sicher. Wer mit besagtem Holz im Hintern kommt, den werden Strange Stuff von seinem Übel schon zu befreien wissen. Und das alles ohne geringste Betäubung, ganz auf die altbewährte Rock-Holzhammer-Methode. Das Finale am 26. September beginnt um 21 Uhr. Eintritt drei Euro.
Dirk Becker
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