Kultur: Mit Liebe zur kleinen Sinfonie
Das Persius-Ensemble wird zehn Jahre und feiert sein Jubiläum mit einem Konzert im Kutschstall
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Das Persius Ensemble wird zehn und begeht vom 12. bis 14. September ganz standesgemäß sein Jubiläum mit einem Konzertwochenende. Die eine Dame und acht Herren haben auch allen Grund zu feiern. Allesamt Musiker der einstigen Brandenburgischen Philharmonie Potsdam entschlossen sie sich nunmehr vor einem Jahrzehnt, ihrem Faible für die Kammermusik eine dauerhafte Formation zu geben. Dass sie sich für die doch eher ungewöhnliche Nonett-Besetzung entschieden, mag an der bereits guten Erfahrung des Oboisten aus seiner Zeit in der Villa Musica in Mainz gelegen haben. Ganz sicher aber an der Liebe aller zur „Petite symphonie“, zur kleinen Sinfonie, wie dieses repräsentativ mit solistischem Streicherquartett und Bläserquintett besetzte Ensemble auch genannt wird.
Dass dies mit einem enormen Aufwand an Repertoirerecherchen verbunden sein würde, dürfte angesichts der raren Präsenz von Nonetten im Konzertalltag klar gewesen sein. Aber gerade der Spaß daran und an der Entdeckung von Neuem ist den Musikern einer der wichtigsten Aspekte ihrer Arbeit bis heute und bringt, wie erst kürzlich das gänzlich unbekannte Nonett von Frans Coenen, so manches vergessene Juwel an Tageslicht.
Vor zehn Jahren, am 12. September 1998, stellte sich das Persius Ensemble in der Friedenskirche mit seinem ersten Konzert „Musik und Architektur“ vor. Die heute etablierte Veranstaltungsreihe hat durch die Verbindung von besonderem Ort, kenntnisreicher Information und den dramaturgisch wohlabgestimmten Programmen längst sein Fanpublikum gefunden. Raum und Zeitgeist der Orte stehen im Mittelpunkt und erschließen den Zuhörern so manche ungewöhnliche Stätte – wie am morgigen Freitag die Gewölbehalle des Kutschstalls des HBPG. Karin Flegel, damals Architekturstudentin und heute Geschäftsführerin der Urania Potsdam, war maßgeblich an der Entstehung und Profilierung der Reihe beteiligt.
Mittlerweile gastiert das Persius Ensemble in ganz Deutschland, die weiteste Reise führte es bisher nach Istanbul. Einmal in der Berliner Philharmonie zu spielen, gehört zu den Plänen für die nächsten zehn Jahre. Die Veröffentlichung der vierten CD ist für 2010 anvisiert. Zur Geschichte des Ensembles gehört auch, dass die neun Musiker 2001 nach der Auflösung der Philharmonie den „Potsdamer Kern“ der Kammerakademie Potsdam bildeten, dem heutigen Hausorchester des Nikolaisaals.
Das demokratische Prinzip in der Zusammenarbeit der neun Musiker funktioniert und ist eine der Voraussetzung dafür, dass es musikalisch klappt – durchaus im Sinne des Auftraggebers für das erste Nonett der Musikgeschichte überhaupt, von Louis Spohr 1813 komponiert, der sich wünschte, es möge doch derart gestaltet sein, „dass jedes der Instrumente seinem Charakter und Wesen gemäß hervortritt“, die Komposition aber dennoch ein Ganzes bilde.
Über 100 Werke finden sich im Repertoire, davon etwa 45 originale Nonette und rund ebenso viele Bearbeitungen. Neben diesen, für die u.a. der Potsdamer Komponist Giesbert Näther ein Werk beisteuerte, tritt das Ensemble auch in kleineren Besetzungen auf und wird sich morgen für das anspruchsvolle Werk von Sofija Gubajdulina um einen Schlagzeuger auf zehn erweitern.
Ein zweiter ganz originärer Bereich des Persius Ensembles sind die Kinderprojekte mit ihrem Anspruch von Einbeziehen und Interaktivität, dabei oftmals mit dem Blick für den ungewöhnlichen Zugang entwickelt – die unbestrittene Domäne von Peter Rainer. Erinnert sei an „Die Farbe der Romantik“ oder „Das Pferd auf der Geige“, „Moz-artig?“ und als neuste Produktion „Antonio V. – Commissario Gasparinis schwerster Fall“, die bei den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci Premiere hatte und am kommenden Samstag noch einmal zu erleben ist.
Christina Siegfried
Christina Siegfried
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