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Petersburger Stadtansicht mit Ehernen Reiter.

©  Andreas Klaer

Kultur: Mit Puschkin unterwegs

Eine Ausstellung im Museum Alexandrowka nähert sich der Heimatstadt des großen Dichters

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Für die Besichtigung des berühmten Newski-Prospekts in St. Petersburg empfiehlt sich eine Lupe. Doch Puschkin ist trotzdem nicht zu entdecken. Das Blatt aus der Sammlung des Malers Vasily Sadovnikovs, auf dem der große russische Dichter zu sehen ist, fehlt in der Ausstellung „Puschkins Petersburg“. Doch die fünf Lithographien von Sadovnikov, der den St. Petersburger Prachtboulevard zwischen 1830 und 1850 Haus für Haus abgebildet hat, die im Obergeschoss des Museums Alexandrowka zu besichtigen sind, bieten genug reizvolle Einblicke in das Straßenleben der russischen Metropole im 19. Jahrhundert.

Eine kleine Sonderschau nannte Museumsdirektor Andrej Tchernodarov bei der Eröffnung am Samstag die Ausstellung „Puschkins Petersburg“. Mehr lassen allein schon die beiden Räume im Holzhaus in der Alexandrowka nicht zu. Das Hauptaugenmerk von „Puschkins Petersburg“ liegt auf den Stadtansichten aus dem 19. Jahrhundert. Neben den fünf Lithographien Sadovnikovs sind knapp 20 weitere Ansichten aus St. Petersburg zu sehen. Sie zeigen unter anderem den Schwanenkanal am Sommergarten, die Kasaner Kathedrale, den Admiralspalast, die Polizei-Brücke über den Fluss Mojka und den Platz mit dem „Ehernen Reiter“.

Nach dem gleichnamigen Gedicht Puschkins erhielt das Standbild des Zaren Peter der Große, der St. Petersburg zur Hauptstadt machte und so den Grundstein für dessen Blüte legte, den Beinamen „Eherne Reiter“. So wie Peter der Große die Stadt St. Petersburg selbst geschaffen habe, so habe Alexander Sergejewitsch Puschkin das Bild von dieser Stadt geprägt, wie ein Zitat des Schriftstellers Nikolai Anziferows am Eingang der Ausstellung besagt.

Dieses St. Petersburg Puschkins gilt es in der „kleinen Sonderschau“ zu entdecken. Denn auch wenn die Lithographien, die Aquarelle und die kolorierten Kupferstiche und Radierungen als „Stadtansichten“ bezeichnet werden, zeigen sie doch viel mehr als nur die prachtvollen Gebäude von St. Petersburg. Das ist Leben auf den Straßen, Markttreiben, Bettler und, prägend für die Stadt, viel Militär. Wer sich Zeit nimmt und die Bilder betrachtet, die Lithographien Sadovnikovs ob ihres Detailreichtums am besten mit der Lupe, taucht langsam ein in das Leben dieser Stadt. Gerade darin liegt der Reiz von „Puschkins Petersburg“. Die Ausstellung zeigt nicht viel, doch was zu sehen ist, erzählt in vielen Farben und Feinheiten von der fremden Stadt.

Neben den Stadtansichten sind ein auch ein paar Möbel aus Puschkins Zeit zu sehen. In einem Schrank liegen hinter Glas aufgeschlagen deutsche Erstübersetzungen Puschkins in verschiedenen Ausgaben. In einem Sekretär von 1834 steht etwas verloren eine Tasse und ein silbernes Zigarettenetui. Zuerst glaubt man an eine etwas lieblose Bestückung, damit das Möbel nicht so leer wirkt. Doch beim zweiten Blick erkennt man auf der Tasse das bekannte Portrait Puschkins vom Maler Sokolov und die Zahlen „1837-1937“.

Dostojewski, Gogol und Lermontow haben über St. Petersburg geschrieben. Doch kein Dichter wurde dort so geschätzt wie Alexander Puschkin. Und so hatte man ihn schon 1937, 100 Jahre nach seinem Tod, mit seinem Portrait auf einer Kaffeetasse geehrt. Man mag darüber denken, was man will. Amüsant ist dieser „Fan-Artikel“ auf jeden Fall. Dirk Becker

Die Ausstellung ist bis zum 23. September, dienstags bis sonntags, von 10 bis 18 Uhr, Russische Kolonie 2, zu besichtigen. Der Eintritt kostet 3,50, ermäßigt 2,50 Euro

Dirk Becker

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