Kultur: Mit spröder Art und spitzer Zunge Terézia Mora las im Literaturladen Wist
Zwanzig zum Zwanzigsten. Der Literaturladen Wist hat etwas zu feiern.
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Zwanzig zum Zwanzigsten. Der Literaturladen Wist hat etwas zu feiern. 2010 geht er in sein 20. Jahr und aus diesem Grund wird es in den nächsten zwölf Monaten 20 sorgfältig ausgewählte Lesungen geben. Zum Auftakt dieses Marathons hatte Carsten Wist, in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Literaturbüro, gleich ein ganz großes Geschütz aus der Literaturszene aufgefahren. Am Dienstag las Terézia Mora aus ihrem Roman „Der einzige Mann auf dem Kontinent“. Die gebürtige Ungarin, die bereits eine Vielzahl von Auszeichnungen, darunter den begehrten Chamisso-Preis, ihr eigen nennt, hatte schon 2001 mit ihrem Roman „Alle Tage“ für Aufsehen unter den Kritikern gesorgt und große Erwartungen geweckt.
Diese hat Terézia Mora mit ihrer Geschichte um den Geschäftsmann Darius Kopp, der als Angestellter einer US-amerikanischen Firma in Europa „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ ist, hat nicht nur mehrere ungewöhnliche Erzählperspektiven. Auch verarbeitet sie klug das Thema Fortschritt und die stetig steigende Globalisierung unserer Gesellschaft. Wenn das Ganze sich dann auch noch ein wenig wie ein Wirtschaftskrimi liest und den ein oder anderen in seinem Wesen an einen Western erinnert, scheint die Mischung perfekt. Und so bot Terézia Mora dann an diesem Abend ganz passend zum Schreibstil in stakkatohaftem Ton und mit der Professionalität einer guten Vorleserin Auszüge aus ihrem Roman dar und stellte sich im anschließenden Gespräch den Fragen von Carsten Wist und seinen Gästen.
Die waren fasziniert von der fundiert beschriebenen Welt der IT-Branche und der authentischen Darstellung der Innenansichten eines Mannes durch eine Frau. Die Autorin gab zu, dass sie das männliche Wesen an sich sehr interessiere und es außerdem in ihrem nahen Umfeld ein halbes Dutzend Computerspezialisten gäbe, deren Jargon ihr nicht ganz fremd sei. Überhaupt war Terézia Mora eine Gesprächspartnerin, die man sich nur wünschen kann. So zitierte sie nicht nur Borges, sondern bewies auch ihre hervorragende Kenntnis in der ungarischen Literatur- und Filmszene und verlieh mit ihrer spröden Art und spitzer Zunge dem Gespräch die nötige Würze.
Wie die Vergangenheit bereits mehrfach bewiesen hat, zeigt Carsten Wist mit der Auswahl von Autoren für seine Lesungen ein ganz besonderes Händchen für zukünftige Literaturpreisträger. Und so würde es kaum verwundern, wenn Terézia Mora demnächst mit ihrem Roman „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ auf den Nominierungslisten des Preises der Leipziger Buchmesse auftauchen wird. Andrea Schneider
Andrea Schneider
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