Kultur: Mitten in die Magengrube
Die Mannheimer Band Abby beim „Rubys Tuesday“ im Waschhaus
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Wenn die ersten Töne von Gitarre, Schlagzeug und Keyboard mit aller Kraft durch den nur kleinen Raum schwirren, ist das Bedürfnis, die Hände vor die Ohren zu schlagen, jedoch nur von kurzer Dauer. Denn mit ihrer Mischung aus melodischen Tönen, lauten Gitarrensounds und einer sanften Stimme machten Abby den „Rubys Tuesday“ am Dienstag zu einem facettenreichen musikalischen Erlebnis.
Erinnerten die Jungs aus Mannheim in ihren einfachen Shirts und ihren langen Haaren auf der Bühne zunächst an eine Schülerband, verflog dieser Eindruck recht schnell. Waren es genau diese langen Haare, die das Tor zu einer wunderbaren Welt musikalischer Vielfalt eröffneten. Wann immer Sänger Filou sein Gesicht in der Ekstase seiner eigenen Songs hinter dem braunen Vorhang verschwinden ließ, die Augen schloss und nah an das Mikrofon rückte, war es seine großartige Stimme, die den Liedern ihre Richtung gab. Mal ganz sanft, mal ein wenig rauchiger, traf die Wandelbarkeit den Zuhörer mitten in die Magengrube. Mit poppigen Passagen zu rockigen Klängen war es das Zusammenspiel von Gitarre, Schlagzeug und Keyboard, das eine zugleich gefühlvolle Melodie und rockigere Sounds zustande brachte.
Ohne viel Gerede in den kurzen Pausen zwischen den Liedern hasteten die Jungs förmlich von einem Lied zum nächsten. Die kurze Ansage eines Titels oder ein kleines Dankeschön für den unverständlicherweise nur mäßigen Applaus ließen die Musik ganz für sich sprechen. Können Abby nicht nur musikalisch mit den großen Bands mithalten, war es auch die Lichtshow, die in dem kleinen Saal des Waschhauses zwar ein wenig zu überladen wirkte, dem Treiben auf der Bühne jedoch genau die richtige Stimmung gab.
Wird der Musikliebhaber im Radio immer nur mit denselben Lieder gequält, ist es gerade die gute Musik, die immer viel zu schnell vorbei ist. So hätte auch der allzu kurze Auftritt von Abby durch ein, zwei oder auch fünf weitere Lieder erweitert werden können. Denn eine solche Mischung, die sich mit Facettenreichtum und Wandelbarkeit jeglichen musikalischen Genregrenzen entzieht, hat es verdient, einen ganz eigenen Platz in der Musikszene zu ergattern. Chantal Willers
Chantal Willers
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