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Kultur: Mittendrin

Konzertgespräch: Keimzeit vor dem 8. Studioalbum

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Konzertgespräch: Keimzeit vor dem 8. Studioalbum Norbert Leisegang blickt nicht mehr nur nach vorn, auf die Generation der Vorhergeborenen. Leisegang, schon immer ein Mann der Tatsachen, um die richtigen Worte in seinen Texten nie verlegen, ist in der Mitte angekommen. 43 sei er, erzählt Leisegang am frühen Samstagabend, gut anderthalb Stunden bevor er und die anderen Keimzeitlinge auf die Bühne im Lindenparkgarten treten. Trotz triefnasser Wolken Openair, denn Tradition verpflichtet. Ein Mittvierziger ist Leisegang. Da schaue er auch zurück. Er sieht seine Nichten und Neffen, vierzehn- und fünfzehnjährig, eine neue Generation, mit anderen Vorstellungen von der Zukunft. Er steckt jetzt mittendrin, sozusagen. Und auch wenn sich sein Blick ein wenig verändert hat, Leisegang schaut immer noch sehr genau hin, wenn sich der Alltag präsentiert. Das neue Album von Keimzeit, noch namenlos, Nummer 8 in der Chronologie der Studioproduktionen, wird um diese Mittelstellung kreisen. Mit vierzehn neuen Liedern soll es in zwei Monaten nach Hamburg gehen. Franz Plaza, der schon „Smart und gelassen“ produzierte, wird dann hinter den Reglern sitzen. Elf oder zwölf Lieder werden auf das Album kommen, das im kommenden Frühjahr erscheinen soll. Der neue Gitarrist Rudi Feuerbach, der sich an diesem Abend auch gesanglich versuchen wird, neben Leisegang aber erwartungsgemäß blass bleibt, habe den neuen Liedern eine etwas härtere Prägung verpasst. „Mehr Up-tempo-Nummern, mehr Rock“, verspricht Leisegang. Während der Probeaufnahmen habe er gemerkt, dass die Lieder durch Feuerbach einfach schneller wurden. Leisegang hat nicht gegen gesteuert. „Ich habe es laufen lassen.“ Während sich Keimzeit dem ersten Vierteljahrhundert nähert, sind die Musiker weiterhin neugierig geblieben. Drei der neuen Lieder werden Keimzeit an diesem Abend spielen. Insgesamt über zwei Stunden vor einigen hundert Leuten, die mit Begeisterung das Konzert zum Heimspiel werden lassen. Ansonsten das, was Keimzeit zu Keimzeit macht. „Bunte Scherben“, „Maggie“, „Singapur“ – noch immer unschlagbar, „Projektil“, querbeet durch das große Keimzeit-Songbook. Und die sechs Musiker klingen verdammt gut. „Wir sind uns als Menschen wieder näher gekommen“, erklärt Leisegang im Halbdunkel des Backstagebereichs, während zwei regennasse Hunde die Luft aromatisieren und McKinley Black, eine junge Dame aus Boston, engagiert für das Vorprogramm, nebenan mit der Gitarre, sich einspielend, gegen die Wand singt. In Zukunft also, und da blickt Norbert Leisegang nur nach vorn, ist weiterhin mit Keimzeit zu rechnen. Dirk Becker

Dirk Becker

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