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Kultur: Mordstimmung
Markko Ropponen las im Café „11-line“
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Ein Auto auf einer Landstraße. Ein Fahrrad im Kofferraum. Eine Klingel, die gegen den Lautsprecher des Autos schlägt. Plötzlich ein Schlenker, verzögertes Bremsen, der Rand einer tiefen Grube und das Auto, das jeden Moment abzustürzen droht. Dieses so bildhafte Ende der ersten Szene des finnischen Krimis „Reusenkadaver und andere Unannehmlichkeiten“ erzeugt eine Spannung, die förmlich nach fortgesetzter Lesung schreit.
Das haben sicher auch die am Dienstagabend zahlreich erschienenen Gäste im Galeriecafé „11-line“ gedacht, die gekommen waren, um den vom Freundeskreis Potsdam-Jyväskulä eingeladenen Kriminalschriftsteller Markku Ropponen, dessen erster Fall um den Privatermittler Otto Kuhala vor zwei Jahren auch ins Deutsche übersetzt wurde, bei seiner Lesung persönlich kennenzulernen. Aber weil ein Zuviel bei einer Lesung taktisch sehr unklug ist und weil der Autor erstens noch ein wenig in seiner eigenen Muttersprache lesen sollte – für das richtige Flair – und zweitens von seiner Begleiterin, der Übersetzerin Anne Mäkalä, die die deutsche Lesung übernahm, noch ein ganzer Fragenkatalog ausgearbeitet worden war, wurde hier ein Schnitt gemacht und zurück auf den Autor geschwenkt.
Dieser ist gebürtig aus Jyväskulä, Potsdams Partnerstadt in Mittelfinnland, gelernter Bibliothekar und seit den 90er Jahren Schriftsteller. Auf die Frage, wie er denn zum Schreiben gekommen sei, antwortet Markku Ropponen: „Na, wie alle jungen Männer. Mit dem Schreiben von Gedichten.“ Was bei den Gästen Lachen provoziert. Aber ganz ernsthaft: Das Schreiben von Gedichten sei ihm eine gute Schule gewesen, denn hier müsse jedes Wort sitzen, so Ropponen. Und sprachgewandt und sehr kreativ ist er tatsächlich und Übersetzter Stefan Moster schafft es, die lebendigen Szenerien auch ins Deutsche zu transportieren.
So ist der etwas wortkarge und sehr facettenreiche Privatermittler, der mit dem Alkohol liebäugelt, eine kaputte Ehe vorzuweisen hat, der aber auch etwas Sanftes hat, Tiere liebt und ein hervorragender Tangotänzer ist, in seinem ersten Fall recht schnell von Leichen umgeben und in ganz unterschiedlichen Millieus in seiner Stadt Jyväskulä unterwegs. Eigentlich steht für Kuhala der Sommerurlaub an. Vorher soll er noch private Dinge aus dem Haus eines unsympatischen Emporkömmlings holen. Doch als dieser plötzlich tot ist und Kuhala auch noch nach einem auf einer Fahrradtour verschwundenen Mädchen suchen soll, hat es sich mit seinen Urlaubspläne. Gut, dass es noch Annukka gibt, die hübsche Kollegin, der er an einem Mittsommerfeuer näher kommt.
Diese Kombination aus Kriminalgeschichte, privatem Drama und Gesellschaftsbild fand bei den Gästen im „11-line“ vollste Zustimmung. Und es scheint, als würde der finnische Ermittler Kuhala, der in seinem Heimatland bereits in elf Bänden agiert und von denen mittlerweile vier ins Deutsche übersetzt wurden, sich zukünftig auch stärker in die Herzen der Krimileser hierzulande spielen. Andrea Schneider
Markku Ropponen: Reusenkadaver und andere Unannehmlichkeiten, Piper Verlag, München 2011, 9,95 Euro
Andrea Schneider
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