Kultur: Musik vor und nach Friedrich
Klavierabend in der Französischen Kirche mit Sorin Creciun beim Festival „Friedericus Musicus“
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Einmal mehr liefert der Preußenkönig mit seinem Jubiläum Anlass für Konzerte, sogar gleich für eine ganze Serie mit Musik von Friedrich II. und seinen Freunden. So steht es in der Ankündigung der Französischen Kirche. Doch zumindest der erste Abend hatte bis auf eine improvisierte Miniatur rein gar nichts mit Friedrich und der Musik seiner Zeit zu tun. Sei’s drum, eigentlich kann es ja beim diesbezüglichen Überangebot in diesem Jahr nett sein, mal etwas anderes zu hören.
Der junge Pianist Sorin Creciun hatte von Johann Sebastian Bach über Wiener Walzerklänge bis zu Federico Mompou vieles mitgebracht. Den Anfang bestreitet er mit zehn Sinfonien des Thomaskantors, reizvolle dreistimmige Stückchen aus dem gehobenen Klavierrepertoire. Fingerflink lässt Sorin Creciun das filigrane Stimmengewebe aufblühen. Nicht allein der Bechstein-Flügel trägt das seinige zum flaumig weichen Klang bei, vor allem der ausgiebige Gebrauch von Dämpfer und Pedal hüllt die Töne in Watte ein.
Joseph Haydns Sonate Nr. 39 in D-Dur erklingt im ausladenden ersten Satz effektvoll und virtuos, mit einer rauschenden Coda zum Finale. Entspannend wirkt das Adagio mit einer ausgedehnten, reich verzierten Melodie über gleichmäßig pochenden Achteln. Nicht zu überhören ist, dass Mozart grüßen lässt und eine wichtige Inspirationsquelle offenbart. Der hierzulande weitgehend unbekannte katalanische Komponist Federico Mompou stellte das Paradox einer „schweigenden Musik“ ins Zentrum seines Schaffens. Nicht direkt tonlos, aber doch verhangen, verträumt und zurückhaltend spielt der gebürtige Moldawier Mompous Cancione i dansa mit leicht impressionistischen Anklängen. Felix Mendelssohns Salonstück Andante cantabile und Presto agitato verfehlt auch heute noch nicht seine Wirkung, vor allem im Finale mit seinen Tonsprüngen und rasenden Skalen.
Alfred Grünfelds Transkriptionen von Johann-Strauss-Walzern erstaunten dann doch bei diesem proklamierten Festival „Fridericus Musicus“ und, nicht zuletzt, an diesem Ort. Was wohl der Alte Fritz zu diesen süffigen, entfesselten Klangorgien gesagt haben würde? Schließlich hielt er es stets mit der Rationalität, auch in der Musik. Sein königliches Thema, das er Bach gnädig zur Verwendung für das Musikalische Opfer überlassen hatte, ist ein rechter Tonzwitter, weder Dur noch Moll und von ziemlich hartem Klang. Dennoch gelangen Bach damit wahre Wunderdinge ausgeklügelter Kompositionstechnik. Sorin Creciun improvisierte auf dem achttaktigen Thema wenig über fünf Minuten, sodass kaum ein tieferer Eindruck entstehen konnte. Zum Abschluss erhielt er wohlverdienten Beifall von den rund 30 Zuhörern.Babette Kaiserkern
Am heutigen Mittwoch, 19. 30 Uhr, in der Französischen Kirche „Principe und Principessa“ mit dem Duo Mignarda
Babette Kaiserkern
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