Kultur: Musik zum Mitvibrieren
Ein Konzert verwandelt den Pavillon auf der Freundschaftsinsel am Samstag in ein Klanglabor
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Man nennt ihn auch Bodyshaker: Der Körperschallwandler verwandelt Räume in überdimensionale, begehbare Lautsprecher. An diesem Samstag werden das die Pavillons auf der Freundschaftsinsel sein, dann nämlich findet dort der zweite Teil des Konzerts von Alexander Moosbrugger statt. Das von ihm kuratierte Programm ist aber eigentlich mehr als ein Konzert: Moosbrugger verwandelt mithilfe des Schallwandlers das Gebäude selbst zum Instrument.
Der Schallwandler, ein kleines, unscheinbares technisches Gerät, bringt die Musik zum Schwingen und macht dabei Klänge aus der unmittelbaren Umgebung zu ihrem Material – von in der nahen Nikolaikirche aufgeführter Passionsmusik bis zu Aufnahmen aus dem umliegenden Garten. Die meterhohen Scheiben des Gebäudes lassen die Besucher dabei nicht nur nach draußen ins Freie blicken – sie holen die Natur auch in den Pavillon herein. Denn durch den Körperschallwandler werden die Scheiben zu Lautsprechern. Kombiniert werden diese Außenklänge dann mit Improvisationen und Interpretationen der Werke von Carl Philipp Emanuel Bach, John Cage – und Werken von Moosbrugger selbst. Ein Mitschnitt aus der Matthäuspassion vom Karfreitag – abgespielt auf Glas – trifft auf die elektronischen Sounds von Luc Döbereiner, Truhenorgeln und Clavichord auf den Schallwandler.
Mit dem Projekt erweitert Moosbrugger – zusammen mit den beiden Musikern Luc Döbereiner und Ekkehard Windrich – die Ausstellung „expo“, die aktuell im Pavillion gezeigt wird. Der österreichische Komponist und Organist setzt die Musik als immer nur aktuell wahrnehmbares Medium ins Verhältnis zu den Kunstwerken, gleichzeitig verknüpft er seine zeitgenössischen Kompositionen mit dem historischen Material von Bach und Cage. Zusammen mit den Arbeiten der beiden bildenden Künstler Bettina Allamoda und Manfred Pernice, wird der Pavillon auf der Freundschaftsinsel so Bestandteil einer audio-visuellen Performance, die Kunst, Musik, Feldaufnahmen aus dem Garten und Klangpotenziale der Architektur verbindet.
Bettina Allamoda und Pernice setzen sich in ihren bunten Installationen mit den Weltjugendfestspielen von 1973 auseinander – als deren Ableger auch der Ausstellungspavillon selbst gebaut wurde. Der Titel spielt also – halb ironisch, halb ernsthaft – mit der Geschichte des Hauses selbst, aber auch mit dem Universalanspruch der sogenannten Weltausstellungen. In diesen 1851 in London erfundenen Schauen wetteifern die Nationen der Moderne um Repräsentation und Prestige. Ariane Lemme
Das Konzert beginnt am Samstag, 19. April, um 20 Uhr im Pavillon auf der Freundschaftsinsel. Der Eintritt kostet 10-, ermäßigt 6 Euro.
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