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Kultur: Musikalische „Hochzeit“

Potsdamer Turmbläser feierten mit Meier“s Clan ihr 30-jähriges Bestehen auf dem Pfingstberg

Stand:

Das Belvedere auf dem Pfingstberg sei für ihn der „schönste Konzertsaal Potsdams“, gestand Bernhard Bosecker zu Beginn des Abends. Was also lag näher, als eben hier das Jubiläumskonzert der Potsdamer Turmbläser zu veranstalten, schließlich ging es darum, 30 Jahre gemeinsamen Musizierens zu feiern. Dass die „routinierten, abgeklärten, disziplinierten“ und dennoch „sich immer wieder neu erfindenden“ Turmbläser, so Musiker-Kollege Matthias Wacker von Meier“s Clan in seiner Gratulation, dieses Konzert nicht mit geübtem Griff aus der Repertoire-Kiste gestalteten, überraschte die Liebhaber des Ensembles kaum. Und so formte sich unter dem Motto „Blech trifft Holz“ die „Hochzeit“ der Turmbläser mit dem Potsdamer Saxophonquartett Meier“s Clan, deren wohlunterhaltene „Trauzeugen“ ein sommerlich-leicht gestimmtes Publikum sein konnte, zu einem gelungenen Geschenk zum Dreißigsten.

Ein Herzensbedürfnis waren Dankesworte an Publikum und Familien, an Gönner, Förderer sowie den Förderverein Pfingstberg. Mit Blick auf das Gründungsjahr 1978 aber auch der besondere Dank an Rosemarie Kricke als damaliger Leiterin der Parkfestspiele Sanssouci, die einst den fünf jungen Potsdamer Musikern attraktive Auftrittsmöglichkeiten bot.

Nach einer festlich intonierten Fanfare auf der vorderen Terrasse des Belvedere wendeten sich alle Köpfe suchend im Rund, denn in melancholisch-groovigen Improvisationen erklang zunächst aus allen Ecken der Innenhofes ein satter Saxophonsound, der vom Choral „Hilf, Herr meines Lebens“ von Hans Puls ausgehend bis hin zu Ray Charles „Hit the road, Jack sich ausweitete und schließlich in der Vereinigung der beiden Ensembles auf der Bühne mündete. Es folgten „The Kings March von Jeremiah Clarke in runder, schöner Klanggebung und eine „Canzone“ von Giovanni Gabrieli, deren Mehrchörigkeit sich in den beiden Ensembles klangprächtig verteilte. Nach Bachs Choralvorspiel „Nun danket alle Gott“ erklang dessen berühmtes Air aus der 2. Orchestersuite – in der „eigentlichen Originalfassung“ wie Bosecker augenzwinkernd erklärte, hätte nur Bach diese Instrumentalbesetzung gekannt.

Prägnant gezeichnet dann die „Bilder einer Ausstellung“ von Mussorgski: Eine zügige „Promenade“ leitete zu den eher lyrisch aufgelegten Kinderspielen in den „Tuilerien“, während der „Bydlo“ mit seinem tief melancholischen Thema in Tuba und Sopran-Saxophon in einem sehr schönen Arrangement erklang. Das Schmunzeln provozierende „Ballett der Küken in ihren Eierschalen“ kam witzig daher, wenn es auch schien, dass die Eierschalen ein wenig schwer zu tragen waren. Mit dem „Großen Tor von Kiew“ stieg abschließend das Bild eines majestätischen Torbogens auf.

Der zweite Teil begann mit einem Dudelsack-Solo („Amacing grace“) von Ralf Benschu, das von den Turmbläsern aufgegriffen den swingenden Einstieg lieferte zu Dmitri Schostakowitschs Walzer aus der 2. Jazz-Suite, Chris Hazells „Kraken“, in dem locker-flockig die musikalische Bälle hin und her geworfen wurden und das mit dem richtigen Swing zu einem schönen Medley von Dennis Armitage überleitete: „Wonderful Gershwin“. Als „Summertime“ durch die Luft wehte, fühlte sich das mehr als passend an für diesen lauen Sommerabend im italienischen Flair königlicher Traumarchitektur. Mit Filmmusik von Nino Rota endete das Programm, dem die Potsdamer Turmbläser und Meier“s Clan mit ihrer Zugabe, in der sie noch einmal zur Eingangs gespielten Choralmelodie zurückkehrten, eine schöne musikalische Klammer verliehen.

„Blech trifft Holz“ – ein Ansatz, der für beide Ensembles eine angenehme Erweiterung des Klangspektrums und eine deutlich größere Variabilität ergab. Bandbreite und Stilsicherheit, Freude am Musizieren und am Dialog mit dem Publikum verbanden sich zudem auf schöne Weise in diesem gelungenen Cross-Over zum Jubiläum.

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