Kultur: Musikalischer Sog
„Jugend musiziert für Jugend“: Sinfonische Klänge zur Weihnachtszeit im ausverkauften Nikolaisaal
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Die „Sinfonischen Klänge zur Weihnachtszeit“ bilden inzwischen ein festes Element im Musikprogramm der Landeshauptstadt. Bereits zum fünften Mal fand am Samstagabend das große Konzert mit dem Gemischten Chor, dem Großen Kinderchor und dem Jugendsinfonieorchester der Städtischen Musikschule Potsdam im wieder ausverkauften Nikolaisaal statt. Das Projekt der Kooperation von Mittelbrandenburgischer Sparkasse und Städtischer Musikschule sowie der Stadt Potsdam hat sich etabliert. Von der Idee „Jugend musiziert für Jugend“ profitiert diesmal das Jugendbegegnungshaus Großglienicke. Die Konzerterlöse werden für einen Streetballplatz gespendet. Allein an diesem Abend wurde die 5 000 Euro-Grenze überschritten.
Begeisterte Zuhörer konnten ein bereicherndes, anregendes Konzert mit einem weiten Spektrum aus Chormusik und sinfonischen Klängen erleben. Unter der Leitung von Marion Kuchenbecker stellten die beiden Chöre mit insgesamt rund 120 Sängern aller Alterstufen ihr Können unter Beweis.
Zum Auftakt erklangen die ersten beiden Sätze aus dem Te Deum op. 103 von Anton Dvorák, mit gravitätischen Lobgesängen und schillernder Orchesterbegleitung. Die brillanten Solopartien übernahmen Kammersängerin Gabriele Näther, Sopran, und Michael Goldammer, Bariton. Internationale Weihnachtslieder a capella oder mit instrumentaler Begleitung verbreiteten viel vorweihnachtliches Ambiente. Besonders schöne Stimmung erzeugte der Große Kinderchor. Mit seinen hellen, reinen Stimmen ließ er Lieder wie „Maria durch ein Dornwald ging“ und das zauberhafte Kleinod von Johannes Brahms „Guten Abend, gute Nacht“ erst richtig aufleben.
Mit recht unterschiedlichen Leistungen wartete das Jugendsinfonieorchester auf. Das reichhaltig instrumentierte, rhythmisch spannende und vielschichtige Scherzo aus der 7. Sinfonie d-Moll von Anton Dvorák klang noch ziemlich zaghaft. Die Holzbläsersoli im traulichen Trio könnten mehr hervortreten und bei den kniffligen, punktierten Rhythmen muss noch etwas geübt werden. Echte Begeisterung rief die Wiedergabe des 1. Satzes aus Peter Tschaikowskys so genannter Schicksals-Sinfonie Nr. 5 e-Moll hervor. Hier war das Orchester ganz bei sich angelangt, wie aus einem Guss erklang die schaurig-schöne, dunkelgetönte Komposition mit ihrer Fülle von tänzerischen, dramatischen und elegischen Momenten. Willig und verständig folgten die jungen Musiker ihrem Dirigenten Jürgen Runge. Dabei entstand ein musikalischer Sog, ein gut kontrolliertes Klangdelirium, das erst mit dem letzten fatalen Ton des fahlen Fagotts endete.
Zu den Höhepunkten zählten auch die solistischen Darbietungen aus den Reihen des Orchesters. Zwei junge Cellisten, Karoline Wulfert und Jakob Eschenburg, lieferten sich beim Konzert a-Moll von Antonio Vivaldi einen heiteren Wettstreit auf ihren Instrumenten. Im Largo schritten beide sowie ein drittes Cello, Cembalo und Bass gemessen voran, doch in den schnellen Ecksätzen beteiligte sich auch das gut aufgelegte Orchester an der fröhlichen Jagd.
Immer wieder erstaunlich sind die Talente, die bei solch einem Konzert sichtbar werden: Der Solo-Cellist betätigte wie selbstverständlich auch die Pauken, der junge Pianist Patrick Braun wechselte nach seinem fulminanten Solo wieder in seine Trompetensektion. Für die ambitionierte Interpretation des dritten Satzes aus Edvard Griegs berühmtem Klavierkonzert a-Moll erhielt Patrick Braun nicht nur großen Beifall der Zuhörer, auch das Orchester zeigte sich begeistert. Was kein Wunder war bei dieser charaktervollen, virtuosen und technisch brillanten Aufführung.
Mit gemeinsamen Weihnachtsliedern endeten die überaus gelungenen „Sinfonischen Klänge“ der Musikschüler.
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