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Kultur: „Musiker mit guten Augen sind klar im Vorteil“ Die Potsdamer Songwriter Kevin Noack und

Julia Toaspern spielen am Samstag im Planetarium

Stand:

Herr Husheer, am Samstag veranstalten Sie ein Konzert mit zwei Potsdamer Musikern im Planetarium – wo soll man hingucken: Auf die Künstler oder in die Sterne?

Die Musiker wird man kaum sehen, die spielen quasi komplett im Dunklen. Als Zuhörer hat man so die Möglichkeit, wirklich zu versinken. Wir haben für die Musiker kleine Lampen zum anclippen, vorzugsweise mit Rotlicht. Die blenden nicht so sehr, bieten aber auch weniger Licht. Die Musiker mit den guten Augen sind also im Vorteil.

Kommen damit denn alle Musiker klar?

Ich hatte mal einen Gitarristen hier, der konnte wirklich komplett im Dunklen spielen, der hatte das aber auch geübt. Aber es gab auch schon Leute, die ein wenig mehr Licht wollten.

Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, Konzerte im Planetarium anzubieten?

Ich habe zehn Jahre im Planetarium in Bremen gearbeitet – als freier Mitarbeiter während meines Musik-Studiums. In der Zeit habe ich angefangen, dort Konzerte zu organisieren aber auch selbst dort zu spielen. Das lief so gut, die Leute waren so begeistert, dass das zu einer regelmäßigen Veranstaltung wurde.

Was macht das denn so spannend, Musik unterm Sternenhimmel zu hören?

Sie wird intensiver erlebt, vielleicht weil andere visuelle Reize ausgeschaltet sind. Man kann es besser auf sich wirken lassen. Wenn Musiker zum ersten Mal den Raum betreten, sind sie immer völlig begeistert.

Gibt es auch Nachteile, Einschränkungen?

Man hat ja im Planetarium meist nicht so viele Plätze – hier sind es 46. Es werden also weder die Musiker reich noch verdient das Planetarium daran. Aber es ist eben sowohl für die Musiker als auch für das Publikum ein solches Erlebnis, dass ich nicht darauf verzichten möchte. Und auch viele Künstler sind bereit, dafür dann für wenig Geld aufzutreten.

Wie hoch sind denn die Gagen, die Sie hier bezahlen können?

Wir machen das immer anteilig, je nachdem, wie viele Besucher kommen. Wir buchen außerdem nur Gema-ungeschützte Künstler, sonst wird es zu teuer.

Für noch unbekannte lokale Bands und Musiker ist das aber vermutlich ein Vorteil – denen verschaffen Sie so mehr Aufmerksamkeit.

Definitiv, ja. Und sie können mal in einem anderen Rahmen, vor einem anderen Publikum auftreten. Die beiden Musiker die jetzt am Samstag auftreten sind beide noch jung, unter 30 Jahren. Ich hoffe aber doch, dass auch einige unserer klassischen Urania-Besucher kommen – eher ältere Menschen also. Ich glaube aber, deren Musik ist für jede Altersgruppe gut geeignet.

Was spielen die beiden denn?

Kevin Noack aka „Kamal und Ton“ ist ein deutschsprachiger Songwriter. Der macht etwas auf der Gitarre, was man Fingerstyle nennt, eine recht aufwendige Technik, bei der er auch viel auf der Gitarre herumklopft. Zusammen mit seinen – selbstgeschriebenen – Texten ist das eine sehr ruhige Musik. Julia Toaspern macht eher Folk, vor allem inspiriert vom Irish und Scottish-Folk. Durch ihr Banjo wird es auch ein wenig amerikanisch. Die beiden stellen ein wenig ein Gegengewicht zueinander dar.

Gibt es auch Musik, die hier nicht passt?

Eine Rockband etwa würde den Rahmen sprengen, klassischer Pop mit seinen Drei-Minuten-Stücken passt ebenfalls wenig zur Unendlichkeit des Sternenhimmels. Sachen aber, die sich etwas langsamer aufbauen und deshalb in der Kneipe eben nicht so gut funktionieren, gewinnen hier richtig. Es muss schon Musik sein, in der man aufgehen kann.

Das schließt ja eine ganze Menge schon mal aus.

Ja und nein. Ich hatte im Januar etwa ein Potsdamer Funk-Band hier, „Strawberry Go“. Da habe ich dann statt der Simulation des Sternenhimmels eine aufwendigere Multi-Media-Show gezeigt – das hat gut gepasst, das hätte ich vorher gar nicht gedacht

Das ist jetzt das dritte Konzert im Planetarium – wollen Sie das ausbauen?

Auf jeden Fall, wichtig ist mir aber, die Qualität zu halten. Dazu muss ich auch Musiker finden, die das zu schätzen wissen und die etwas abliefern, was den Leuten in Erinnerung bleibt. Im Sommer ist nicht so die Planetariumszeit, ab Herbst aber könnte das schon monatlich laufen.

Werden Sie sich auf Potsdamer Musiker beschränken?

Die ist ja überschaubar: klein, aber fein. Sollte sich die Reihe etablieren, werde ich sicher auch Musiker aus Berlin holen.

Wen hätten Sie gerne mal hier?

Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich Dave Matthews buchen.

Die Fragen stellte Ariane Lemme

Das Konzert von Julia Toaspern und „Kamal und Ton“ findet am heutigen Samstag um 19 Uhr im Planetarium in der Gutenbergstraße71/72 statt. Der Eintritt kostet 6, ermäßigt 4 Euro

Benjamin Husheer, geb. 1983, studierte Musik und Mathematik in Bremen. Seit dem 1. Januar leitet er das Potsdamer Planetarium – und ist damit der jüngster Planetariumsleiter Europas.

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