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Kultur: Musikhelden seines Lebens
Der Sänger und Gitarrist Andre Dusk spielt im Lindenpark „Unplugged“-Konzerte großer Namen nach
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Würde man auf einem Rockkonzert alle Stecker ziehen und die Elektronik kappen, wäre meist nicht mehr viel zu hören. Außerdem müsste man sich vor dem Zorn der Band und der rockwütigen Meute verstecken. Denn zu einem authentischen Rockkonzert gehören E-Gitarre und Verstärker wie Zigarettenqualm und dreckige Clubs. Da waren die „Unplugged“-Konzerte des amerikanischen Musik-, jetzt Bezahlsenders MTV geradezu revolutionär. Musikgrößen, wie Aerosmith, REM und natürlich Nirvana, ließen die Elektronik im Studio und präsentierten ihre Musik pur – mit Akustikgitarre, Piano und auch Streichinstrumenten. Ein unvergleichlich atmosphärisches, klangvolles Musikerlebnis. Es war damals ein großes Privileg, auf einem der Konzerte zu sein. Doch den meisten blieben sie verwehrt. So bleibt einem heute nicht viel mehr übrig, als die legendären Konzerte damaliger Musikhelden aufgezeichnet vor dem heimischen Fernseher zu sehen.
Oder aber man besucht ein Konzert des kanadischen Sängers und Gitarristen Andre Dusk. Dusk spielt „Unplugged“-Konzerte großer Namen nach. Ganz im Sinne von: was ich nicht mehr haben kann, mach ich einfach selbst. So am morgigen Freitag im Lindenpark bei „Dusk plays REM“.
Dusk lebt seit zehn Jahren in Deutschland. Seine Eltern sind Deutsche und vor seiner Geburt nach Kanada gezogen. Er ist in Ontario aufgewachsen. Er liebe die Geschichte und Kultur Europas, sagt er. Aus diesem Grund und wegen seiner deutschen Wurzeln verließ er damals seine Heimat. Nach zahlreichen Reisen durch Polen, Tschechien und der Slowakei, wurde er in Deutschland sesshaft. Derzeit lebt er in Dresden und gibt Konzerte in ganzen Land. Zu Potsdam pflegt er eine besondere Beziehung: Noch in Kanada wurde ihm ein Potsdamer vorgestellt. Sie freundeten sich an und er bot Dusk an, ihn nach Deutschland zu begleiten. Dann, in Potsdam angekommen, lernte Dusk seine jetzige Frau kennen und lieben. Seitdem war für den Kanadier klar: Ich bleibe in Deutschland. Über die Jahre hat sich Dusks Bekannten- und Freundeskreis in Potsdam vergrößert. Daher tritt er hier gern auf, meist im Lindenpark.
Zugegeben, es sind nicht wirklich REM oder Nirvana, die vorne auf der Bühne stehen, obwohl ihr Sound aus den Boxen dringt. Aber dafür kosten die Karten kein Vermögen. Man hat Konzertfeeling ohne Massenandrang in gemütlicher Kneipenatmosphäre und einen sympathischen kanadischen Rocker am Mikrofon. „Ich hoffe, dass niemand denkt, dass ich die Band sein will“, sagt Dusk. Es gehe ihm viel mehr darum, die Musik aufleben zu lassen. Seine Konzerte sind Tribute an die Musikhelden seines Lebens. Dusk kann aber nicht nur „nachahmen“, sondern produziert auch selbst. So spielt er zu Beginn jeden Konzerts auch immer eine kleine Auswahl seiner eigenen Songs – als „eine Art Vorband“, wie er selbst sagt. In Dresden höre man ihn öfter, seine eigenen Songs spielen, in seiner Lieblingsbar. Aber seine „Unplugged“-Reihe in Potsdam möchte er weiter ausbauen. In den kommenden Monaten sind neben REM auch noch Neil Young, Bob Dylan, Johnny Cash und Nirvana zu hören.
MTV hat Andre Dusk nicht so intensiv verfolgt. „Videos haben mich einfach nicht angesprochen“, sagt er. Dagegen hat es ihm die Livemusik angetan. Er selbst spielte in Fußgängerzonen, bevor es ihn auf die Bühnen kleinerer Kneipen und Clubs verschlug. Dusk liebt Konzerte beider Art, plugged und unplugged. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Andre Dusk zwei Gitarren hat: eine E-Gitarre und eine Akustikgitarre. Josefine Schummeck
Am morgigen Freitag, 21 Uhr, im Lindenpark, Stahnsdorfer Straße 76-78. Der Eintritt kostet 5 Euro
Josefine Schummeck
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