Kultur: „Na, weil ich Bücher liebe“
Buchpaten der Stadt-und Landesbibliothek Potsdam vorgestellt / Heute: Rosemarie Oback
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410 wertvolle historische Bücher hat die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam schon restauriert. 130 Menschen haben dafür eine Patenschaft für ein Buch übernommen. Und 138 000 Euro haben sie für die Rettung der Bücher gezahlt, seit die Bibliothek 1997 das Projekt „Buchpaten gesucht“ ins Leben gerufen hat. Im vergangenen Jahr haben 28 Buchpaten mit 4860 Euro Spendengeld 18 Bücher gerettet. 2008 hofft die Bibliothek auf neue Paten. 17 Bücher und der Zeitschriftenband „Journal für deutsche Frauen“ von 1805 sollen in diesem Jahr vor dem Verfall bewahrt werden. Alle Titel stehen 2008 unter dem Motto „Frauenwelten“. Ab 23. Mai 2008 kann man in dem neuen Auswahlkatalog blättern. Die PNN stellen in loser Folge Buchpaten vor. Heute: Rosemarie Oback.
Rosemarie Oback liebt alte Bücher. Am meisten die, die noch in der „schönen alten deutschen Schrift“ geschrieben sind. „Die geht beim Lesen runter wie Öl“, sagt sie. Die Potsdamerin hat die deutschen Buchstaben noch in der Schule gelernt – 1938 in der ersten Klasse der Volksschule in der Brandenburger Vorstadt. Heute ist Rosemarie Oback 76 Jahre. Die alte Fibel hat Rosemarie Oback noch. Ihre Eltern – der Vater arbeitete in der Wasserstraßendirektion, die Mutter war Hausfrau – hatten kein Geld, um ihren beiden Kindern andere Bücher zu kaufen. Also las Rosemarie Oback immer wieder ihre Fibel mit den schönen deutschen Buchstaben.
Nach der Schulzeit erlernte Rosemarie Oback einen Beruf, bei dem sie sicher war, dass sie immer genügend Bücher um sich hat: Sie wurde Bibliothekarin. 44 Jahre lang arbeitete sie in Berlin, in der Internationalen Musikbibliothek, in der Bücherei auf der Museumsinsel und bei den VEB Schallplatten. Und heute ist die Rentnerin Leserin der Stadt- und Landesbibliothek und Mitglied der Potsdamer Bibliotheksgesellschaft. Wirklich oft leihe sie sich keine Bücher aus, sagt Rosemarie Oback. Schließlich habe sie ihre eigene Bibliothek zu Hause. Alle 21 Brockhausbände stehen darin und ganz, ganz viele Sachbücher, denn die mag Rosemarie Oback besonders. Sie stehen eng aneinander gedrängt in einem Regal im Flur ihrer kleinen Neubauwohnung.
Mit der Potsdamer Bibliothek verbindet sie aber noch mehr: Sie ist Buchpatin seit 1997 – „seit der ersten Stunde“, sagt sie. Von ihrer bescheidenen Rente spendet sie jährlich 60 Euro, damit die Bibliothek ihre alten Bücher restaurieren kann. Jedes Jahr rettet sie so gemeinsam mit anderen ein Buch vor dem Verfall. Und warum? Die Antwort ist einfach: „Na, weil ich Bücher liebe“.Juliane Wedemeyer
Juliane Wedemeyer
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