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POSITION: Nach außen öffnen

Waschhaus sollte sich für makelloses Berufungsverfahren einsetzen Von Gerrit Gohlke und Wilhelm Neufeldt

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Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass die Waschhaus Potsdam gGmbH zu einem entkrampfteren Umgang mit der Öffentlichkeit zurückkehren muss, könnte man ihn einem Interview mit Erik Bruinenberg vom 24. November in den Potsdamer Neuesten Nachrichten entnehmen.

Dort nimmt der gerade zum Leiter des Kunstraums ernannte Kurator gegenüber der Kritik Stellung, die quer durch alle Interessengruppen und Lager der Potsdamer Kunstszene an dem Verfahren geübt wurde, mit dem er berufen wurde.

Unter anderem die AG Gegenwartskunst und Vertreter der Stadt hatten die Einsetzung eines öffentlichen und transparenten Berufungsverfahrens verlangt, das alle qualifizierten Bewerber innerhalb und außerhalb Potsdams gleichstellen sollte. Eine Kommission sollte Erfahrungen, Ideen und Profile vergleichen und dem besten Kandidaten den Zuschlag geben. Dabei ging es nicht um innere Angelegenheiten der Waschhaus Potsdam gGmbH oder zurückliegende Konflikte, sondern um die beste Lösung für Potsdam.

Obwohl aber die AG Gegenwartskunst ganz ausdrücklich auch dazu aufgerufen hatte, den Wunschkandidaten des gGmbH-Geschäftsführers Wilfried Peinke an einem solchen geordneten Verfahren zu beteiligen und so Chancengleichheit zu schaffen, spricht Bruinenberg von „Rufmord“, „Neid“ und „Eigeninteressen“. Die in der AG vertretenen Institutionen, so befürchtet er gar, wollten sich den Kunstraum aneignen.

Damit beschreitet Bruinenberg einen unguten Weg, der dem Waschhaus schon seit Monaten schadet. Er begegnet sachlicher Kritik mit Unterstellungen und verwechselt die Sache mit der Person. Die AG Gegenwartskunst hat sich zu Bruinenbergs Qualifikationen nie geäußert, sondern wünscht ein Besetzungsverfahren, in dem Frauen und Männer, regionale und überregionale Bewerber und vor allem unterschiedliche Konzepte für die Bespielung des Kunstraums miteinander konkurrieren sollten. Auch Fußballvereine suchen den besten Trainer nicht notwendigerweise im eigenen Verein. Und dass Bruinenberg bereits 21 Jahre Bürger unserer Stadt ist, wie er sagt, freut jeden wohlmeinenden Potsdamer, ist aber gerade kein Argument gegen die weiterhin notwendige und von allen Seiten gewünschte Besetzungskommission.

Es ist höchste Zeit, wieder offener miteinander umzugehen. Die Waschhaus Potsdam gGmbH schadet am Ende nur sich selbst und ihrer Aufgabe, wenn sie sich jedem Rat von außen verschließt, in jedem Kritiker einen Neider sieht oder jedem Vorschlag Heimtücke unterstellt. In seinem lesenswerten Gutachten für die Stadt erklärt Prof. Hermann Voesgen, soziokulturelle Einrichtungen erkenne man an ihrer Bereitschaft zur Öffnung. Bisher vertritt Waschhaus-Chef Peinke ein Weltbild, in dem an allen Problemen stets alle anderen Schuld haben. Vielleicht könnte ja nun Erik Bruinenberg Voesgens Analyse als Ratschlag betrachten und sich selbst für ein makelloses Berufungsverfahren einsetzen. Als erster Kandidat im Rennen wäre er bereits gesetzt.

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