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Kultur: Nachwuchs aus Hinterhalt

„Alles Gute“ gewinnen Saturday Fight Club-Finale

Stand:

„Alles Gute“ gewinnen Saturday Fight Club-Finale Musikalisch ging es im „Saturday Fight Club“ bisher eher deftig zu. Frei nach dem Namensgeber des Bandwettbewerbs im Lindenpark: in Fight Clubs treffen sich prügelwillige Männer im Untergrund, die sich aus Spaß und zum Stressabbau gegenseitig die Unterlippe blutig schlagen. Doch alles unterliegt ja bekanntlich einem Wandel. Gestandene Musiker haben auch mal einen schlechten Tag und der Nachwuchs steht schon im Hinterhalt bereit, um die Bühne zu stürmen. „Alles Gute“ ist so eine Band. Überraschend für die siebenköpfige Combo und auch für die Juroren, die sie nicht auf dem ersten Platz sahen, gewannen sie am Freitag dank des überwältigenden Publikumzuspruchs, die per Eintrittskarte für ihre Favoriten stimmen konnten. Nun stehen Alles Gute im Finale des „Local heroes“-Wettbewerbes, dessen Sieger im Dezember ausgespielt wird. Die sechs Mädchen und der schüchterne Bassist Daniel, dessen Frisur alleine schon preisverdächtig aussah, waren vielleicht auch durch den „süße, junge Mädchen“-Bonus im Vorteil, doch ihre Musik, die an Chansonpop von „Element of Crime“ und auch ein wenig an „Keimzeit“ erinnerte, versprühte eine ungeheure Lebensfreunde. Die putzige Sängerin Jule unterstrich mit ihrer ungewöhnlich klaren und rhythmisch agilen Stimme den Charme ihrer Kollegen, die mit ihren 14 bis 18 Jahren noch jung und zu Anfang etwas schüchtern auf der Bühne agierten. Seit einem Jahr etwa fügen Alles Gute der üblichen Gitarre, Bass, Schlagzeug-Besetzung ein Saxophon und ein Keyboard hinzu und schon allein die Ansagen von Jule entschädigten für kleinere instrumentale Schwächen. Vor dem Lied „Erzähl mir doch was von deiner Lieblingsband“ beispielsweise, sollte das Publikum im Chor ihre Lieblingsband brüllen. Für die Headbangerfraktion im Publikum war der Auftritt aber nicht so spannend. Außer vielleicht beim letzten Lied „Paul“, bei dem Alles Gute auch mal flotten Skarock spielten. „Da Goon“, „Me private“ und „Schniposa“ waren da eher etwas für die Pogotänzer im Saal. Hardcore und Metal mischte Da Goon zu einem wilden Stilmix und versuchte als erste Band, die Menschen im gut gefüllten Lindenpark anzuheizen. Zwischen guten Momenten gab es aber auch viel Schatten. Zu schnell arteten meist harte Stücke in Kracharien aus. „Me private“ hatte wie die Siegerband zwar mit Sabine auch eine äußerst ansehnliche Frontfrau, die manchmal wie Aimee Mann klang, und interessant arangierte Songs aufbot, doch so richtig durchsetzen konnte sich ihr zarter Gesang nur in ruhigen Momenten. Wenn es dann einmal noch vorne ging, wie bei ihrem kleinen Hit „Happy“, dann ging sie unter. Selten unterstütze sie Gitarrist Daniel beim Gesang – leider, denn diese Stücke waren richtig gut. Da „Schniposa“ als vierte Band leider keine echte Sängerin aufbieten konnte, holten sie ihre aufblasbare Gummipuppe „Jessy“ heraus. Die Combo machte partytauglichen „Skapoppunk“ mit deutschen Texten, die manchmal witzig und versaut waren, aber zeitweise auch belanglos und langweilig. Mastermind Matze konnte mit seinen Kompositionen nicht mehr am Sieg von Alles Gute rütteln. Etwas Reifezeit bräuchten letztere trotz des Sieges noch, denn wenn die Fans nicht so mitgegangen wären, hätte die Band wohl gehörig Nervenflattern bekommen. So wie zu Beginn des Auftritts, als die Boxen noch nicht nach Wunsch funktionierten und man sich hilflos ansah. Patrick Steller

Patrick Steller

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