Von Dirk Becker: Narrenfreiheit hatten sie nie
Am Samstag stellen Fortunate Fools ihr Debütalbum „Fools Rule“ im Waschhaus vor
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Es ist ja nicht so, dass die Routine fehlt. Sie haben in den vergangenen drei Jahren weit mehr als 100 Konzerte gespielt und sind auf Festivals zusammen mit Keimzeit, City und Revolverheld aufgetreten. Vor zwei Jahren waren sie beim Stadtwerkefest mit dabei. Am Samstag nun ein weiterer Auftritt, dieses Mal im Waschhaus. Clubatmosphäre. Eigentlich das perfekte Heimspiel. Doch von Gelassenheit kann bei den vier Musikern von Fortunate Fools derzeit keine Rede sein.
Philipp Kühl kommt ein paar Minuten zu spät ins Café Rothenburg. Er war noch im Proberaum, hat sein Schlagzeugsolo geübt. So wie er das sagt, klingt es, als sei er selbst ein wenig verwundert darüber, was er für einen Aufwand für diesen Auftritt am Samstag betreibt. Aber es ist ja nicht einfach nur ein weiterer Auftritt.
„Pre Listening Album Party“ ist das Konzert im Waschhaus überschrieben. Ein ganz exklusives Ereignis für die Fans in ihrer Heimatstadt: Die Fortunate Fools stellen ihr Debütalbum „Fools Rule“ vor. Und das drei Monate vor dem offiziellen, deutschlandweiten Veröffentlichungstermin.
Im Februar und März hatten sich Sänger Adrian Schenk, Gitarrist André Bittmann, Bassist Roman Soike und Schlagzeuger Philipp Kühl in das Berliner Headroom Studio eingeschlossen und die 14 Songs für „Fools Rule“ eingespielt. Im Jahr zuvor hatten sie zum ersten Mal in dem Studio vier Lieder aufgenommen. Eine Art Probelauf, wie ihr live erprobter, eingängiger Rock auf Band klingen würde. Das Ergebnis hatte sie soweit überzeugt, ihr Debütalbum in Angriff zu nehmen. „Dieses Album ist eine Art Abschluss der vergangenen zweieinhalb Jahre Fortunate Fools“, sagt Bassist Roman Soike. Die musikalische Entwicklung der Band zeige sich in jedem der Lieder. Manche davon sind den Fans schon aus den Anfangszeiten bekannt. „Es gibt aber auch zwei bis drei neue Lieder, die in die Zukunft weisen“, sagt Philipp Kühl.
Die Zukunft, die soll die „glücklichen Narren“ deutschlandweit bekannt machen. Darum haben sie, die bisher in Sachen Fortunate Fools alles allein organisiert haben, eine Agentur mit der Vermarktung beauftragt. „Dort hat man uns geraten, mit dem Album nicht ausgerechnet jetzt auf den Markt zu kommen. Im kommenden Weihnachtsgeschäft würden wir als Newcomer wahrscheinlich erbärmlich untergehen“, sagt Roman Soike. Im Februar soll „Fools Rule“ dann offiziell erscheinen. Bei der „Pre Listening Album Party“ am Samstag im Waschhaus gibt es das Album selbstverständlich zu kaufen. Als eine Art Sonderedition.
Die vergangenen Wochen der Vorbereitung auf den Samstag haben Spuren hinterlassen. „Ich habe auch schon mal ruhiger geschlafen“, sagt Philipp Kühl. Sie warten noch immer auf die Paketlieferung mit den CDs und den Aufklebern. Schließlich soll das Konzert im Waschhaus etwas Besonderes werden. „Und da werden wir keine selbstgemalten Plakate an die Wand hängen“, sagt Philipp Kühl. In diesem Satz klingt der Anspruch durch, den die vier Musiker an sich haben: Professionell sein und überzeugen. Aus verschiedenen Schülerbands hatten sie sich 2004 gegründet und schon im Jahr darauf den „Landesrockwettbewerb Brandenburg“ gewonnen. Die Fortunate Fools sind noch jung, in dieser Stadt aber schon lange ein Begriff. Sie haben gelernt, wie schwer es ist, sich als Band durchzusetzen. Trotzdem wollen die Vier hoch hinaus. „Wer nur kleine Brötchen backen will, für den bleiben am Ende vielleicht nicht einmal ein paar Krümel“, so Philipp Kühl. „Das klingt ja so, als wären wir ’ne Philosophenband“, sagt Roman Soike und grinst. Die nötige Selbstironie für ihre anspruchsvollen Ziele haben die Musiker auf jeden Fall.
Fortunate Fools spielen am Samstag, 1. November, um 21 Uhr, im Waschhaus, Schiffbauergasse. Eintritt: 5 Euro.
Dirk Becker
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