Kultur: Nette Melodien
Der Mutabor-Sänger Axl Makana im Lindenpark
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Der Schock war groß im vergangenen Jahr: die Berliner Kultband Mutabor, bekanntgeworden durch schweißtreibenden Folk-Ska, hat sich nach über 13 Jahren aufgelöst. Da posttraumatische Belastungsstörungen bei Musikern und Fans zu erwarten waren, hat sich der Mutabor-Mastermind Axel Steinhagen bemüht, schnell ein neues Projekt aus der Taufe zu heben. So gab es mit „Axl Makan“schon letzten Sommer frisches Futter für die Gehörgänge der Hinterbliebenen. Auf seiner Myspace-Seite beschreibt Axl seine Musik: „Makana klingt wie eine frisch Mutter gewordene Seeelefantenkuh an einem sonnigen Tag nachdem sie acht Tafeln Schokolade verdrückt hat und einen Intensiv-VHS-Kurs Deutsch besucht hat“. Ah ja. Bleibt wohl kaum eine andere Möglichkeit, als ein Konzert zu besuchen, um sich das gesamte Makana-Universum zu erschließen.
Im Lindenpark hatte man am Gründonnerstag dazu Gelegenheit und rund 100 Fans fanden sich ein, um ihre Neugier zu befriedigen. Soviel sei gesagt: Es ist keine 180 Grad-Wendung, die der hyperaktive Songschreiber vollzogen hat. Er war schon zu Mutabor-Zeiten solo unterwegs und hat dabei den Reggae-Regler hochgezogen und den Ska-Anteil heruntergeschraubt. So sind auch bei seinen neuen Liedern die langsameren, klaren Off-Beats tonangebend. Vorbei die Zeit wilder Flötensoli und ausufernder Geigeneinlagen. „Ich hab gehört, der macht jetzt so soften Reggae“, raunt vor dem Konzert ein Junge im Mutabor-Shirt seiner Freundin zu. Doch die Skepsis weicht mit den ersten Tönen, die Axl Makana und seine Band, das „Ohrkesta“, in den Saal schicken. Dass die Musik immer noch tanzbar ist, beweist zunächst der Sänger selbst: Er springt und tanzt sich auf der Bühne warm und die Fans lassen nicht lange auf sich warten, es ihm gleichzutun. Ob zu bass-lastigem Roots-Reggae oder schnelleren Ska-Klängen, im Zuschauer-Raum herrscht Bewegung wie bei der Reise nach Jerusalem.
Auf sein „Ohrkesta“ kann sich Steinhagen an diesem Abend verlassen. Das Kollektiv, bestehend aus namhaften Musikern der Reggae-Szene und ehemaligen Mutabor-Mitstreitern, spielt sich schnell warm. Pay Kohn, der schon Tieftöne für Blascore, Polkaholix und Mutabor fabriziert hat, zupft satte Bässe unter das musikalische Bett von Hendrik Stille am Keyboard, Gitarrist Lars Cölln (Ex-Mutabor, Tiger Hifi) und dem punktgenauen Uwe Breunig (Tiger Hifi, Mellow Mark) am Schlagzeug.
Die neuen Makana-Texte versteifen sich indes nicht in tiefsinnigen Abhandlungen. Viel lieber spielt Steinhagen in flachen philosophisch-spirituellen Gewässern und gerne planscht das Publikum mit. Es sind keine Songs für die Ewigkeit, die an diesem Abend erklingen, aber auf jeden Fall nette Melodien für den Frühling. Und das unerschöpfliche Mitsing- und Tanzpotenzial sorgt bei den Potsdamern für glückliche Gesichter und abgerackerte Körper. Um seine Show auf Konzertlänge zu strecken, bedient sich die Band großzügig am gut gefüllten Mutabor-Büfett (unter anderem „Es gibt keine Liebe“, „On the run“). „Wir müssen wieder zurück auf unseren Makana-Stern“, entschuldigt sich Axl nach anderthalb Stunden Live-Musik. „Das Raumschiff wartet schon“, witzelt er und stimmt zum Abschluss die wiegende Mutabor-Kiffer-Hymne „Maria Huana" an. Als sicher gilt, dass das „Bühnentier“ Axl bald wieder einen Abstecher zum Planeten Erde unternehmen wird.
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