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Kultur: Neue Wege, neues Geld, mehr Chancen Das Poetenpack setzt auf Kultur-Fundraising

Jedes Jahr bangen sie aufs Neue: Fließen die erhofften Fördergelder oder droht eine Kürzung? Kein leichtes Spiel für freie Theater.

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Jedes Jahr bangen sie aufs Neue: Fließen die erhofften Fördergelder oder droht eine Kürzung? Kein leichtes Spiel für freie Theater. Das Poetenpack setzt nun auf die Kraft des Kultur-Fundraising, also auf Sponsoren- und Drittmittelakquise. Seit August diesen Jahres arbeitet Kristin Hertel bei der freien Potsdamer Theatergruppe, um das kreative Schaffen des Poetenpacks auf finanziell sichere Beine zu stellen.

Die junge Frau kam zum ersten Mal mit Kultur-Fundraising in Berührung, als sie die Projektleitung für ein großes Feuer- und Lichtfestival mit über 10 000 Besuchern in Hachenburg bei Marburg übernahm. Damals arbeitete die studierte Geisteswissenschaftlerin als Kultur- und Pressereferentin. Sie kennt das Problem, dass sich eine Fördertradition eingeschlichen hat, die sich insbesondere auf Projektförderung konzentriert. „Die laufenden Kosten der Kulturinstitutionen werden dabei kaum berücksichtigt. Dadurch leiden Kreativität und Planung und vor allem die Mitarbeiter, die unter prekären Arbeitsbedingungen beschäftigt werden.“ Ein professionell betriebenes Fundraising könnte aus mehreren Quellen schöpfen, aus Unternehmen, Stiftungen, privaten Unterstützern oder dem Internet, so ihre Hoffnung. „Damit kann die große Abhängigkeit durch die öffentliche Hand reduziert werden. Das sind zumindest die Chancen, die ich für das Theater Poetenpack sehe“, sagt Kristin Hertel.

Ihr geht es darum, neue Strukturen beim Poetenpack zu schaffen, sodass künftig keine Antragsfristen mehr verpasst werden und genau abgewogen wird, welcher Antrag auf Fördergeld überhaupt sinnvoll ist. „So erspart man sich überflüssige Arbeit.“ Die junge Frau möchte effizienter und präziser auch mit Veranstaltern kommunizieren und hat schon den ersten Sponsoringantrag gestellt, „wobei ich in diesem Bereich noch neue innovative Sponsoringkonzepte erarbeiten will.“ Sie setzt auch auf das Internetfundraising, so auf das populäre „Crowdfunding“, eine Art Schwarmfinanzierung mit stillen Beteiligungen, deren Kapitalgeber eine Vielzahl von Personen sind – in der Regel Internetnutzer.

Dass sich das Theater die Arbeit von Kristin Hertel überhaupt leisten kann, ist dem Europäischen Sozialfonds (ESF) zu verdanken, der mit dem Programm „Kompetenzentwicklung in Kunst und Kultur“ diese Stelle fördert. Somit sind die Kosten für das Poetenpack relativ gering.

Die Frage, die sich nun allerdings stellt: Wie geht es nach den gut anderthalb Jahren weiter, wenn die Stelle von Kristin Hertel ausläuft? „Die Erfolge von einem gut betriebenen Fundraising machen sich erst nach ein paar Jahren bemerkbar und genau dann sollte man nicht damit aufhören“, betont Kristin Hertel. JÄ

Das Theater Poetenpack zeigt am Freitag, dem 19. Oktober um 20 Uhr, sein Stück „Die Judenbank“ und am Samstag, dem 20. Oktober, ebenfalls um 20 Uhr, die Shakespeare-Komödie „Was ihr wollt“ im T-Werk, Schiffbauergasse. Karten unter Tel.: (0331) 719139

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