
© Maria Elena Bretfeld/Promo
Record-Release-Party im Spartacus: Neues vom Brausehaus
Die zwei Potsdamer Bands Hungry At Heart und Liquid Silk spielen am Samstag live - und mit neuen Aufnahmen im Gepäck.
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Zwei neue Alben von zwei Potsdamer Bands - am Samstag gibt es eine Record-Release-Party im Spartacus, bei der sich Hungry At Heart und Liquid Silk aus dem "Brausehaus" eine Bühne teilen werden. Was so nach Limonade klingt, ist eines der produktivsten Kreativzentren Potsdamer Musik: das Brausehaus in der Geschwister-Scholl-Straße in Potsdam-West. Neun Bands beheimatet die ehemalige Limonadenfabrik, die nicht nur ein Dach über dem Kopf Potsdamer Musiker ist: Unter Brausehaus verbirgt sich ein Kollektiv, das sich gegenseitig unterstützt - sollte eine Band mal eine Konzertanfrage ausschlagen müssen, kann sie sich im eigenen Haus einfach nach Ersatz umsehen. Leider liegt auch dieses Kollektiv im Schatten der bedrohten Potsdamer Kultur, obwohl die Proberäume bisher noch nicht in Gefahr sind. Dennoch: Die Bands vom Brausehaus solidarisieren sich gerade jetzt mit den bedrohten Leidensgenossen aus der Alten Brauerei und unterstützen sie, wo sie können.
Ganz nebenbei entsteht bei so viel kreativer Energie auch etwas Neues: Die zwei Bands Hungry At Heart und Liquid Silk haben eben alles in neue Aufnahmen investiert. Die Stoner von Liquid Silk haben mittlerweile ihre zweite EP mit dem kurzen, präzisen Namen "EP II" fertig aufgenommen. Zu hören gibt es darauf eine Mischung aus 70er-Jahre inspirierten Stonerrock mit psychedelischem Einschlag, eine Retrospektive auf die blueslastige Zeit, die heute immer noch fantastisch funktioniert. Liquid Silk geben dem Blues den Funk zurück, so als hätte man Led Zeppelin mit den Musikern von Rage Against The Machine in einen Schnellkochtopf geworfen.
Hungry At Heart, die sich am Samstag im Spartacus mit Liquid Silk die Bühne teilen werden, erfinden sich mit neuem Album "Ruins Of Delectation" irgendwie auch selbst gleich neu, auch wenn ihre Interpretation von Rock'n'Roll immer noch zuverlässig den Anstrich des Grunge transportiert. Das Album, das im hauseigenen Studio im Freiland aufgenommen wurde, habe alles in allem ein Jahr Arbeit bedeutet, sagt Bassist Felix. Aber es hat sich auf alle Fälle gelohnt: Der Sound ist beeindruckend, die Songs ausgereift. Mit dem neuen Album gibt es auch die ersten Pläne: "Wenn alles zeitlich klappt, würden wir gern eine Tour machen. Außerdem gibt es die Möglichkeit auf ein Konzert in Frankreich im Juni", so Felix. Aber zunächst gibt es das neue Album.
Und wir durften schon mal reinhören: Der Opener des neuen Albums, "Kimberly", lockt musikalisch zwar zunächst auf die falsche Fährte, indem er mit breiten Gitarrenriffs einlullt und man etwas wesentlich Ruhigeres erwartet - der Gesang steigert sich jedoch immer mehr. Und dass die Jungs auch die gute, alte Schule des US-Hardcore besucht haben, lassen sie bereitwillig im zweiten Stück "Ruins of Delectation", das Titelstück des Albums, anklingen: Chorus-Gesang, schwere, abgestoppte Gitarrenriffs - und als Refrain einen melodischen Singalong. Was jedoch immer wieder überraschend ist, ist die Bandbreite: Wer immer noch zwischen Rock'n'Roll und Grunge hin und hergerissen wird, kann im balladesken Song "Stormlantern" eine Überraschung erleben. Ist das Risiko einer Ballade doch immer, einer gewissen Pathetik zu erliegen, umschiffen Hungry At Heart diese Klippen erfolgreich. Was zunächst mit der leichten Schwere von weiland Pearl Jam daherkommt, wird zu einem mitreißend emotionalen Stück, das bei voller Lautstärke durchaus das Potenzial zur Gänsehaut hat. Aber das ist nur eine Atempause: Spätestens im Song "A William Scream" - das übrigens komplett aus Shakespeare-Zitaten besteht - wird wieder gnadenlos nach vorn geprescht. Und als ob sie davon nicht genug hätten, gibt es im letzten Song "(We will wade in the) Shine Of The Ever" noch mal ganz episch was auf die Ohren: Was mit Synthesizer und Piano zart anfängt, pusht sich in den nächsten Minuten ganz nach oben - ein treffsicherer Abschluss des Albums.
Liquid Silk, Hungry At Heart und Überraschungs-Support am Samstag, 8. März, im Spartacus auf dem Freiland-Gelände, Friedrich-Engels-Straße 22. Das Konzert beginnt 21 Uhr, der Eintritt kostet 5 Euro. Im Anschluss gibt es eine "Abzappel-Aftershow-Party" mit "Kopfurlaub".
Oliver Dietrich
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