zum Hauptinhalt

Kultur: Nicht der kleinste Zweifel

Lutz Seilers Bachmann-Preisgeld für Schreibhütte

Stand:

Der Ingeborg-Bachmann-Preis, der als eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im gesamten deutschsprachigen Raum gilt, wurde am Wochenende an den Wilhelmshorster Schriftsteller Lutz Seiler vergeben. Kurz bevor er sich vom österreichischen Wettbewerbsort Klagenfurt auf den Weg zu seinem Kurzurlaub in Slowenien machte, kamen wir mit ihm telefonisch ins Gespräch.

Erst einmal herzliche Glückwünsche aus der Heimat! Wie fühlen Sie sich?

Es war eine sehr große Anspannung. Jetzt muss ich erst einmal durchatmen.

Es schien ein ziemlich hitziges Prozedere gewesen zu sein, bis die Preisträger feststanden.

Beim Hauptpreis nicht: Da war sich die Jury schon in der ersten Runde einig: Zwei Drittel der Mitglieder votierten für mich. Dennoch muss man in so einem Wettbewerb vorsichtig sein. Auch wenn es im Vorfeld positive Kritik gibt, besagt das noch nichts über das Votum der Jury. Man lässt sich auf etwas ein, wovon man nicht weiß, wie es endet. Und das vor laufender Kamera. Da setzt man sich ganz schön aus.

Aber Sie sind das Wagnis eingegangen.

Ich habe lange überlegt, dann aber gedacht: Ich mach“s.

Was gab den Ausschlag?

Der Text. Ich war davon überzeugt. Hätte ich auch nur leise Zweifel gehabt, wäre ich nicht gefahren. Ich dachte mir aber, hinter diesen Text kannst du dich auch zurückziehen, wenn er von anderen nicht so gemocht wird. Zudem wird mein Schreiben in Prosa vorangetrieben. Schließlich geht es hauptsächlich um einen möglichst guten Text für mein nächstes Buch und nicht vorrangig um den Wettbewerb.

Wird sich nach diesem Erfolg etwas an Ihrer Arbeitsweise ändern, vielleicht in Ihrem Engagement für das Peter-Huchel-Haus in Wilhelmshorst?

Nein, ich bin schon eine Weile im Literaturbetrieb unterwegs, und ich werde mich auch weiter als Honorarkraft um die Programmgestaltung kümmern. Es ist nur eine andere Form, sich für Literatur einzusetzen.

Haben Sie schon Pläne, wie Sie Ihr Preisgeld in Höhe von 25 000 Euro anlegen?

Ich habe in einem ganz kleinen Nest in der Prignitz ein fast kaputtes Häuschen, in das ich mich verliebt habe. Und ich möchte, dass es ihm gut geht. Deshalb muss als Nächstes etwas an der Ausfachung des Daches gemacht werden. Am liebsten würde ich es selber tun, denn ich bin ja vom Beruf Maurer. Aber man muss sich dann doch für eine Arbeit entscheiden. Ich werde aber die Handwerker gut kontrollieren.

Wenn Ihr Haus ihn der Prignitz fertig ist, werden Sie dann Wilhelmshorst verlassen?

Nein, in der Prignitz das ist nur eine kleine Schreibhütte. Ich werde weiter im Huchel-Haus wohnen. Aber es zieht mich eben noch weiter ins Ländliche, sicher weil ich im Dorf aufgewachsen bin. Wilhelmshorst hat schon einen Vorort-Charakter und es wird immer mehr zugebaut.

Jetzt steht aber erst einmal Urlaub an. Kennen Sie Slowenien bereits?

Ja, ich hatte dort eine Lesung. Ich mag das Land sehr gern, es hat eine schöne kleine Küste und viele hohe Berge. Und das auf kleiner Fläche vereint.

Wenn Sie wieder zu Hause sind, kann man Sie gemeinsam mit Ines Geipel, Katja Lange-Müller und Ulrich Anschütz in Potsdam im Literaturladen Wist erleben.

Ja, das Brandenburgische Literaturbüro hat für den 10. Juli eine Gedenkveranstaltung für Wolfgang Hilbig initiiert, der vorigen Monat gestorben ist. Und da werden wir selbstgewählte Texte lesen und auch über Wolfgang Hilbig sprechen.

Wie wichtig war Hilbig für Sie?

Er war einer der ganz Großen, und ich habe ihn von seinem ersten Buch an sehr verehrt.

Das Gespräch führte Heidi Jäger.

Lutz Seiler wurde 1963 in Gera geboren. Er erhielt bereits zahlreiche Preise,

u.a. den Anna-

Seghers-Preis; er veröffentlichte mehrere Gedichtbände, Essays und ein Hörbuch.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })