Kultur: Nicht drin und doch dabei
Zur Eröffnung des neuen Theaters gibt es für alle Potsdamer einen begleitenden Programm-Mix
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Natürlich wäre jeder am liebsten bei den Eröffnungspremieren selbst mit dabei. Doch dafür ist auch der neue Saal bei weitem zu klein. Das Hans Otto Theater möchte trotzdem ein guter Gastgeber für alle Potsdamer sein, die 50 Jahre lang auf eine ordentliche Spielstätte warten mussten. Und so rankt sich um die fünf ausverkauften Premieren ein Rahmenprogramm, das bei freiem Eintritt von jedem genossen werden kann.
Mit einem musikalischen Gruß begleiten die Turmbläser vom Zinnenkranz der Zichorienmühle aus die Ankunft des Promi-Schiffes mit Ministerpräsident Matthias Platzeck und Oberbürgermeister Jann Jakobs. Der anschließende Festakt mit Reden, Film und Musik wird im Gasometer übertragen, so dass jeder mittelbar dabei sein kann. Anschließend lassen alle Mitarbeiter Luftballons steigen und auch eine Sekt versprühende Taufe wird es geben. Vor dem herrlichen Panorama des Tiefen Sees und des Babelsberger Parks spielen dann Studenten der Filmhochschule Szenen aus dem „Sommernachtstraum“ und „Othello“. In der Filmpremiere „anfangen06“ kommen alle 160 HOT-Mitarbeiter zu Worte und sprechen über ihre Erwartungen an das lang ersehnte Haus – gerafft in 45 Minuten.
Das üppigste Programm der dreitägigen Eröffnungsfeierlichkeiten ist am Samstag: Da gibt es eine Lesung von Thorsten Becker aus seinem Roman „Fritz“. Ein Erzählstrang daraus wird man bei der Premiere von „Katte“ entdecken. Doch das Buch schlägt einen weit größeren Bogen, lässt die Brüder Heinrich und Thomas Mann auftreten. Heinrich wird schließlich bei Becker am 17. Juni 1953 unter einem russischen Panzer enden.
Eine Möglichkeit, das ganze Haus und noch dazu neue Dramatik kennen zu lernen, gibt es bei einer Lesung mit 12 jungen Autoren: Sie tragen ihre Texte beim Pförtner und in der Garderobe, im Aufzug und selbst im WC vor. Mit dabei ist auch der künftige, noch nicht bekannte Kleist-Preisträger. Die Kammerakademie Potsdam gratuliert dem HOT mit dem Melodram „L“histoire de Barbar“ und ein bunter „Treibgut“-Mix, zusammengestellt aus Walhalla-Programmen, wird wiederum auf der Seebühne geboten. Selbst in die Keller-Finsternis unterhalb des Orchestergrabens werden die Besucher geleitet: jeweils zu Zehnt erwartet sie eine theatralische „Geisterbahn“.
Am Sonntag wird dann die Büste Hans Ottos im Foyer eingeweiht und der Theaterjugendclub spielt dazu sein Hans Otto-Stück „ad acta?“. Nachdem sich der Vorhang für die letzte Premiere „Am Ziel“ geschlossen hat, ist noch lange nicht Schluss. Dann gibt es für alle eine zünftige Premierenfeier – wer dazu dann noch die Kraft hat. H. Jäger
H. Jäger
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