Kultur: Nicht nur geprobt wird bis zum Schluss
Morgen feiert die Gangster-Komödie „Bringt mir Kröte“ Premiere
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Am Freitag fliegen in Potsdam die Pflastersteine. Aber nicht als gewaltsamer Protest gegen den G8-Gipfel. Auf dem Innenhof der Hermann-Elflein-Straße 10 treffen die Mitglieder der Gangsterbosse Big Sam und Danny Boy aufeinander. Um zu klären, wem von beiden die Stadt gehört, werden die Argumente auf schmerzhafte Art und Weise ausgetauscht. Doch die Geschosse, die am Freitag fliegen, sehen gefährlicher aus als sie sind. Für die knapp einstündige Gangster-Komödie „Bringt mir Kröte“ von und mit der Kindertheatergruppe „Tarantula“ wurden Schaumstoffe mit schwarzer Farbe bemalt, damit die Pflastersteine zwar echt aussehen, aber kein echtes Blut fließen muss.
Die Premiere von „Bringt mir Kröte“ am Freitag um 18 Uhr ist der Auftakt von vier großen Theaterprojekten, mit denen der Offene Kunstverein e.V. seine Arbeit bis in den Sommer hinein vorstellen will. Eine Woche nach „Bringt mir Kröte“, am Freitag, dem 8. Juni, findet die Premiere von „Expressistenz ad Vitahilly“ in der fabrik auf dem Gelände der Schiffbauergasse statt. Es ist das erste Stück der „Jungen Theatermacher“ des Offenen Kunstvereins. „Und wir wissen nicht, was uns erwartet“, sagt Ulrike Schlue, die die Theatergruppen im Kunstverein leitet. Insgesamt elf junge Theatermacher im Alter um die 20 gehören zu der neuen Gruppe. Es sind die Schüler der ersten Generation, mit denen Ulrike Schlue 1996 die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen begonnen hat. „Und mittlerweile machen die ihre eigenen Stücke“, so Ulrike Schlue. Ganz ohne die Hilfe ihrer langjährigen Lehrerin. Obwohl Hilfe vielleicht nicht das richtige Wort ist.
Denn die Theaterarbeit im Offenen Kunstverein liegt vor allem in den Händen der Kinder und Jugendlichen. „Wir geben den Kindern keine fertigen Stücke und lassen sie Texte auswendig lernen“, sagt Ulrike Schlue. Jedes Jahr wird ein neues Stück einstudiert, das von den Jungschauspielern selbst geschrieben und entwickelt wird. So soll über Monate hinweg ein Stück lebendig gehalten und die Phantasie der Kinder angeregt werden. Denn für Schlue gibt es nichts Schlimmeres, als ein Schülertheater, in dem gelernte Texte runtergeleiert werden. Diese sehr freie Theaterarbeit führt aber auch dazu, dass die beiden letzten Szenen von „Bringt mir Kröte“ noch nicht komplett zu Ende geschrieben sind. Da sind die Kinder noch am Diskutieren. Doch bis zur morgigen Premiere soll das Stück fertig sein.
Anfang Juli wird die Jugendtheatergruppe „Mad Mix“ das Stück „Land in Sicht“ auf die Bühne in der fabrik bringen, eine Adaption von Swifts „Gullivers Reisen“. Und im August geht es dann für zehn Tage für die Kinder- und Jugendkunsttage auf die Klinkermühle bei Gottsdorf. Hier wird die Zusammenarbeit der Theatergruppe von Ulrike Schlue und dem Kurs „Bildende Kunst“ von Sabine Raetsch im Projekt „Mehr Meer“ noch stärker vertieft. Während die Jungschauspieler an einem Theaterstück arbeiten, gestalten die Jungkünstler die Kostüme, das Bühnenbild und die Werbeplakate. Das Theaterstück wird nur in Gottsdorf zu sehen sein. Aber zumindest die Kostüme, das Bühnenbild und die Plakate sollen ab September in einer Ausstellung im Offenen Kunstverein gezeigt werden. D.Becker
D.Becker
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