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Kultur: Nicht nur Historie bemühen

Bewerbung um Kulturhauptstadt auch bei desolatem Haushalt

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Bewerbung um Kulturhauptstadt auch bei desolatem Haushalt AUS DEM KULTURAUSSCHUSS Sollte man sich anschicken, europäische Kulturhauptstadt zu werden, wenn das Geld nicht mal für die ganz normale Kulturarbeit reicht? Werden bei der jetzigen desolaten Haushaltslage im Jahre 2010 überhaupt noch Potsdams Kulturanbieter existieren? Zugespitzte Fragen, mit denen Monika Keilholz (SPD) am Donnerstag den Kulturausschuss konfrontierte. Sie hinterfragte auch, ob nicht die 300000 Euro, die aus erwirtschafteten BUGA-Mitteln als Basisfinanzierung für die Kulturhauptstadt-Bewerbung eingesetzt werden sollen, besser der Lösung akuter Probleme dienlich wären. Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer relativierte: In der Verwaltung sei geprüft worden, wie das Buga-Geld ausgegeben werden könne. „Ich denke, wir werden damit auch aktuelle Probleme mit lösen helfen.“ Zugleich hob sie hervor, dass man die Bewerbung zur Kulturhauptstadt vor allem als Chance verstünde: als einen Standortfaktor mit Motor auch für die Kultur. „Das sollten wir uns nicht kleinreden lassen. Außerdem hat nicht nur der Bewerber Potsdam einen desolaten Haushalt.“ Hans-Jürgen Scharfenberg (PDS) betonte, dass er lange Zeit das Gefühl gehabt hätte, dass nur mit dem Gedanken der Bewerbung gespielt werde. „Jetzt ist das Spiel vorbei und wir würden uns blamieren, wenn wir uns zurück ziehen.“ Scharfenberg sieht die Bewerbung keineswegs als gegenläufiges Anliegen. Wenn sich der Oberbürgermeister an die Spitze der Bewegung stelle, könne man ihn um so besser für die aktuellen Probleme sensibilisieren. Wolfgang Dümcke als berufener Bürger hofft auf eine Sogwirkung durch die Kandidatur. Wichtig sei es, Sponsoren wie Oracle oder VW zu gewinnen, um nicht so wie bisher weiter zu ,wurschteln“.“ Auch dürfe bei der Bewerbung nicht wieder nur die Historie bemüht werden. „Man muss mit etwas ganz anderem als erwartet überraschen.“ Für die detaillierte Vorbereitung der Bewerbung wird nun ein hauptamtlich wirkendes Projektteam installiert, für das ein Teil der 300 000 Euro eingeplant ist. Um den Kulturanbietern Potsdams künftig mehr Planungssicherheit einzuräumen, stellte die CDU den Antrag, für ausgewählte Einrichtungen - Musikfestspiele, Nikolaisaal, Kammerakademie und Hans Otto Theater - auf drei Jahre angelegte Zuwendungsverträge abzuschließen. Nach dem der etwas schwammig formulierte Antrag präzisiert wurde, bekam er die einstimmige Unterstützung. Es gab allerdings auch den SPD-Vorstoß, die freien Träger mit in den Antrag aufzunehmen, was die CDU ablehnte. „Wir sprechen derzeit erst einmal mit den Kultur GmbH, unter welchen Maßgaben sie sich bei abgesenkten Zuschüssen diese Verträge vorstellen könnten. Mit den Ergebnissen gehen wir dann in die Haushaltsverhandlungen“, so Gabriele Fischer. Um bei den freien Trägern die bevorstehende elfprozentige Haushaltssperre abzufedern, habe die Verwaltung alle Betroffenen angeschrieben. Sie sollten auflisten, was eine Kürzung für sie konkret bedeuten würde. Wenn im September die Entsperrungskommission tagt, möchte die Kulturverwaltung mit stichhaltigen Argumenten für eine geringere Sperre bei den Freien plädieren können. Interessant sei in dem Zusammenhang die Studie „Kommunale Kulturfinanzierung im Vergleich der fünf ostdeutschen Landeshauptstädte 2001 und 2002“, so Ausschussvorsitzende Karin Schröter (PDS). Mit dem oft strapazierten Argument, dass Potsdam so viel Geld in die Kultur stopfe, räume dieser Vergleich gründlich auf. Es werde gezeigt, dass die Effizienz der Einrichtungen sehr hoch sei. „Davon muss auch die Verwaltung Kenntnis nehmen und Schlussfolgerungen für die Haushaltsdebatte 2004 ziehen.“ JÄ

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