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Cristin Claas

© promo

Kultur: Nicht nur in kleiner Besetzung groß Cristin Claas mit Gästen im Nikolaisaal

Wer einmal die Stimme von Cristin Claas gehört hat, wird sie nicht vergessen. Nach ihrem umjubelten Konzert vor knapp drei Jahren stand sie am Sonntag auf der großen Bühne des Nikolaisaals.

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Wer einmal die Stimme von Cristin Claas gehört hat, wird sie nicht vergessen. Nach ihrem umjubelten Konzert vor knapp drei Jahren stand sie am Sonntag auf der großen Bühne des Nikolaisaals. War sie damals nur mit ihren engsten Musikerkollegen Christoph Reuter, Klavier, und Stephan Bormann, Gitarre, erschienen, so gab es diesmal kolossalen Sound mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg und den Chören des Potsdamer Helmholtz-Gymnasiums zu hören. Das Ergebnis riss die Zuhörer im ausverkauften Nikolaisaal zu Beifallsstürmen hin, die mit vielen Zugaben belohnt wurden.

Musikalische Verstärkung braucht Cristin Claas eigentlich nicht, ihr voluminöser, facettenreicher, einzigartiger Gesang überzeugt einfach immer. Doch bei diesem Konzert stand ihre Stimme nicht allein im Vordergrund. Hinzu kamen der süffige Klang des Filmorchesters Babelsberg unter der Leitung von Scott Lawton und die fünf Musiker der Band l’arc six.

Rund siebzig Mitwirkende aus dem Helmholtz-Gymnasium ergänzten das musikalische Festmahl mit ihren jungen Stimmen. Die lange, durch den Ausfall des Konzerttermins im Februar noch einmal verlängerte Probenzeit, kam dem Gesamtklang sehr zugute. Mal leiser, mal lauter summten, sangen und schnipsten die Helmhöltzer im Hintergrund, präzise kamen die Einsätze, subtil klangen dynamische Abstufungen. Gelegentlich kam eine kleinere Chorformation zum Einsatz und sogar einzelne Solisten wurden von Cristin nach vorn geholt. Anne Hilbert, Melanie Hill und Robert Niemeyer zeigten, dass sie sängerisch durchaus mithalten können.

Hohes Niveau bezeugte auch der Gospelsong „Holy“, das einzige a-capella-Stück des Abends, das vom Chor unter der Leitung von Ellen Rossi-Weber schwungvoll dargeboten wurde. Davon abgesehen, erklangen ausschließlich eigene Kompositionen von Cristin Claas, Christoph Reuter und Stephan Bormann. Gerald Manske, der Mann am Elektro-Cello, staffierte die Songs mit prachtvollem symphonischen Sound aus. Aus den üppigen Arrrangements mit Streichern, Holz- und Blechbläsern leuchteten immer wieder einzelne Instrumente hervor. Mal klang das träumerisch weich, mal sorgte die doppelte Schlagzeugbesetzung für fetzige Jazz- und Funkrhythmen. Ganz bewusst bekannten sich die Musiker um Cristin Class zu einem stilistischen Mix. Musikalische Elemente aus aller Welt wurden aufgegriffen.

Ob indische Tabla-Trommeln, Flamencogitarrentöne, Glockenspiel oder Cello-Solo – alles fügte sich organisch in die Songs ein. Jedes Stück wirkte höchst individuell und einfallsreich. Die Bandbreite reichte von Soul und Jazz, Pop-Musik, Scat-Gesang und Singer-Songwriter-Stil bis zu westafrikanischen Klängen in dem hinreißenden Stück „Suninga“. Cristin Claas, die aus einer musikalischen Familie stammt und doch erst nach einer Ausbildung als Erzieherin ein Musikstudium in Weimar und Leipzig absolvierte, zeigte einmal mehr, wie viel musikalisches Potential noch in ihr steckt. Dass diese Musik einen Herrn aus dem Publikum dazu inspirierte, seiner Dame einen öffentlichen Heiratsantrag zu machen, spricht durchaus für die kreativen Impulse, die von ihrer Kunst ausgeht. Was letztlich schöner klingt, intime Kammermusik mit Cristins Band l’arc six oder das opulente Breitwandformat mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg, bleibt eine Frage des Geschmacks. Das begeisterte Publikum im Nikolaisaal votierte eindeutig für die zweite Version. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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