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Ein aus Filz geschnittenes Ampelmännchen.

© Andreas Klaer

Kultur: Nicht nur mausgrau

Das Kunstwerk zeigt vorwiegend textile Objekte

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Grau ist alle Theorie weiß der Volksmund. „Grau ist ein Zwischenstadium in dem noch keine der möglichen Farben, die im Grau enthalten sind, wirklich geworden ist“, formuliert Eva Kowalski bei der Eröffnung der Ausstellung „Zwischen den Farben“ in der Hermann-Elflein-Straße. Zahlreiche Bedeutungsebenen sieht die Künstlerin in der Farbe Grau, die eigentlich nur ein Helligkeitswert des Lichtes ist. Feldgrau war in Deutschland die Uniform der Soldaten, zunächst bis Ende des Zweiten Weltkrieges und dann aber auch bei den Kleidern von Nationaler Volksarmee und Bundeswehr. „Es liegt ein Grauschleier über der Stadt, den meine Mutter noch nicht weggewaschen hat“, titelte einst die Neue Deutsche Welle–Band „Extrabreit“. Steiner und Goethe zitieren die Künstlerinnen, beide hätten sich Gedanken über die Nichtfarbe gemacht, Goethe in Verbindung mit dem von ihm entwickelten Farbkreis. Etwa 500 Grautöne kann der Mensch unterscheiden. Die Ausstellung demonstriert, wie kreativ der Umgang mit dem Helligkeitswert sein kann.

Zusammengenäht aus Stoffen und ergänzt mit Materialien wie Schaumstoff oder Zeitungspapier zeigen sechs Künstlerinnen in der Ausstellung, vielgestaltige textile Variationen zum Thema. Auf dem Boden hat Eva Kowalski eine viereckige Stofffläche ausgelegt. Aufgedruckt ist das schwarz-weiße Bild eines feudalen Saales, darüber verläuft eine rote Zeichnung. Ein Labyrinth, der Faden der Ariadne, erklärt die Künstlerin. Ebenfalls auf dem Boden liegt ein aus Filz geschnittenes Ampelmännchen. Im Nebenraum steht eine aufrechte Figur, die ein wenig an einen Samurai erinnert. Ihre Hände stecken in einem goldenen Handwärmer, ihre Haare kräuseln sich als dünn gerollte, fahlfarbige Zeitungspapierstäbchen dem Betrachter entgegen. „Die drei Orangen“ betitelt Edda Gehrmann eine weitgehend abstrakte Bildkomposition, zusammengesetzt aus geometrischen Textilien. Eingebettet sind einige bunte Farbfelder, möglicherweise die drei Titel gebenden Früchte.

Zur Eröffnung erklangen barocke Geigentöne. Tiziana Urbano und Roberto Rini spielten auf der Geige Werke von Telemann und Campagnoli, Komponisten die zum Spätbarock gezählt werden können. Eine vornehme Farbe sei Grau im Barock gewesen, bemerkt Eva Kowlaski. Ein wenig vornehm wirken auch einige der Kompositionen von Ruth Pydde, die Titel wie „Goldspuren“ oder „Kuschelwölkchen“ tragen. Die Namensgebung bietet einen Ausgangspunkt für die Interpretation der flächigen Stoffbilder. Als kohlefarbene Augentäuscher kommen einige auf dem Boden liegende, rechteckige Formen daher. Scheint es sich zunächst um Pflaster- oder Backsteine zu handeln, so entpuppen sich diese dann als Schaumstoffelemente.

Einige der Arbeiten sind Gemeinschaftsprodukte, ein großer Wandteppich beispielsweise. „Die Werke entstehen in einem längeren Prozess. Wir fügen etwas hinzu, überlegen gemeinsam, verändern es zusammen wieder“, sagt Eva Kowalski.

Seit 1992 treffen sich die sechs Frauen, deren Werke in der Ausstellung zu sehen sind, einmal im Monat. Ziel sei die freie, spielerische Gestaltung von Textil- und anderen Materialien. Die entstandenen Werke zeigt die Frauengruppe dann einmal im Jahr, gelegentlich im Kunstwerk. Dort treten sie in einen Dialog mit jüngerer Kunst und Musikern und Studenten, die ebenfalls im Haus kreativ arbeiten. Richard Rabensaat

Zwischen den Farben; Variationen zum Thema Grau; Renate Beland, Edda Gehrmann, Eva Kowalski, Rose Lindlar, Ruth Pydde, Christel Rebuschat bis zum 6. Dezember im Kunstwerk, Hermann-Elflein-Straße 10, Mittwoch bis Sonntag 15 bis 19 Uhr, Donnerstag bis 22 Uhr.

Richard RabensaatD

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