Kultur: Nicht perfekt, aber beherzt
Abiturienten des Espengrund-Gymnasiums führten das Musical „Grease“ mit Enthusiasmus auf
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Der Funke zündet gleich zu Beginn. Nach der kurzen Szene am Strand, in der Sandy und Danny nach einem romantischen Ferienflirt vermeintlich Abschied voneinander nehmen müssen, beginnt für die Schüler der Rydell Highschool turbulent das neue Schuljahr 1959/60.
Ausgelassen tanzend und schmetternd kommt die Abschlussklasse von beiden Seiten des Nikolaisaals auf die Bühne gelaufen. So viel Begeisterung für die Sache, dazu die in allen Regenbogenfarben leuchtenden Kostüme – mit diesem Auftakt rissen die Abiturienten des Babelsberger Espengrund-Gymnasiums am Dienstagabend auch die vom Tag schon müden Zuschauer mit.
Eine Adaption von „Grease“, dem 1978 weltbekannt gewordenen Musical mit Olivia Newton-John und John Travolta, wollten die Schüler der Jahrgangsstufe 13 mit ihrer Theatergruppe Muckefuck als Abschlussprojekt aufführen. Die Gruppe besteht seit nunmehr 14 Jahren am Gymnasium. Für den bisherigen Leiter Uwe Schmidt ist die Grease-Inszenierung das letzte Projekt mit Schülern: aus beruflichen Gründen.
Die Geschichte des Musicals ist schnell erzählt. Ein hübsches, blondes Mädchen verliebt sich in den Möchtegern-Rebellen der Highschool. Die Mitschüler sorgen für ein paar Irrungen und Wirrungen, doch am Ende kriegen sie sich. Drumherum gibt es viel Klamauk.
Insgesamt war es eine gelungene Vorstellung. Gelungen, trotz oder gerade wegen der mangelnden Perfektion der Laiendarsteller. Schauspielerisch zeigten alle eine respektable Leistung. Sowohl die Pink Ladies als auch die Provinz Rock’n’Roller spielten frei von falscher Eitelkeit und mit viel Humor. Besonders viel Applaus bekam Energiebündel Anika Siegel, die eine Doppelrolle übernommen hatte. Sie spielte die chaotisch-liebenswerte Schülerin Patty und die wilde Tänzerin Cha-Cha. Musiklehrer Detlef Grabow, der mit den Schülern die Gesangsparts einstudiert hat, wird seine helle Freude gehabt haben, als Anika die Ballade „There are worse things I could do“ (Es gibt schlimmeres, das ich machen könnte) mit warmem Timbre vortrug.
Bei allen anderen weiblichen Soloparts gäbe es zwar gesanglich so einiges zu monieren. Aber der Gesamtwirkung der Aufführung taten die mitunter schiefen Töne kaum Abbruch. Nur bei der sehr hübschen, blonden Hauptdarstellerin Stefanie Werner war die Stimme ein Manko, was bei einem Musical nur schwerlich zu verschmerzen ist. Die Ballade „Hopelessly devoted to you“ (Dir hoffnungslos ergeben) wurde dann auch aus dem Off von einer anderen Schülerin gesungen. Insgesamt spielte die Abiturientin die naive, liebe Sandy nicht schlecht, wobei das leichte Lispeln charmant zur Rolle passte. Nur die Anspannung war ihr doch sehr anzumerken. Zwar ist die 19-Jährige noch weit entfernt von der spielerischen Leichtigkeit einer Olivia Newton-John, dafür wirkt sie aber mädchenhafter und natürlicher, als die damals immerhin schon 30-jährige Amerikanerin.
Danny Zuko, der Prinz mit der gegelten Tolle, wurde von Swen Fischer, einem 26-jährigen professionellen Tanzlehrer gespielt. Fischer sprang kurzfristig ein, nachdem der eigentliche Hauptdarsteller aus gesundheitlichen Gründen abgesprungen war. Die ebenfalls von Fischer entwickelte Grease-Choreografie war relativ einfach erzählt und für die Schüler leicht umsetzbar.
Erstklassig trumpfte die eigens für das Projekt gegründete Schulband „Die Grease-Körner“ unter Leitung von Frank Gniot auf. Mit besonders viel Gefühl spielte Julia Behrendt den Klassiker „Bluemoon“ auf dem Saxophon.
Juliane Schoenherr
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