zum Hauptinhalt
Mit den Proben kommen die Intrigen. Mit Shakespeares „Romeo und Julia“ wollen die Schüler nur ihren Notendurchschnitt verbessern, doch dann greift in „Liebe und Lüge“ das Drama auf die Jugendlichen über.

©  T-Werk

Kultur: Nur die Wahrheit zählt

Schulkomödie mit einem Hauch von Drama: „Liebe und Lüge“ mit der Jugendtheatergruppe

Von Sarah Kugler

Stand:

Mit der Wahrheit ist es ja immer so eine Sache. Nicht immer ist sie gewünscht. Manchmal wird sie auch etwas ausgedehnt oder zugunsten der einen oder anderen Sache anders ausgelegt. Und nicht selten hilft dann eine kleine Notlüge. Doch dabei ist die Gefahr hoch, dass auf diese eine noch viel mehr folgen und man Gefahr läuft, sich in einem Netz aus Lügen zu verheddern, aus dem es entweder kein Entrinnen mehr gibt oder aus dem einem die Wahrheit ziemlich schmerzhaft herausreißen kann. Denn die kommt am Ende immer heraus, wie auch die aktuelle Produktion der Jugendtheatergruppe im T-Werk „Liebe und Lüge“ zeigt, die am Freitag Premiere hatte.

Das Stück, an dem die Jugendtheatergruppe seit dem vergangenen Herbst geprobt hatte, erzählt die Geschichte von Internatsschülern, die William Shakespeares „Romeo und Julia“ auf die Bühne bringen wollen, allein aus dem Grund, um ihren Kreativpunktestand aufzubessern. Während die Schüler nun versuchen, sich in die Geschichte und die Sprache des elisabethanischen Dramas hineinzudenken, greifen die emotionalen Verwirrungen dieser dramatischen Liebesgeschichte auf sie über. Romeo-Darsteller Rüdiger verliebt sich in die Julia-Darstellerin Jasmin, obwohl er eigentlich mit Ashley zusammen ist. Ihr gegenüber will er das aber nicht zugeben und verwickelt sich in immer mehr Ausreden, während Ashley schon längst Rachepläne schmiedet. Während die Proben laufen und sich die Emotionen zuspitzen – denn auch Jasmin entdeckt ihre Gefühle für Rüdiger –, sind zwei Mitschülerinnen in eigener Mission unterwegs und dabei, ein dunkles Schulgeheimnis aufzudecken.

„Liebe und Lüge“ ist eine klassische Schulkomödie mit einem Hauch von Drama, die wunderbar konventionell auf die Bühne gebracht wird. Hier gibt es keine Phrasendrescherei, kein experimentelles Schauspiel, keinen großen moralischen Zeigefinger. Hier wird schlicht und einfach eine Geschichte erzählt, die unterhalten soll, und genau das tut sie auch. Wo klischeehaft durchnummerierte Schülerrollen sonst oft nerven, werden sie in „Liebe und Lüge“ erfrischend natürlich verkörpert.

Da gibt es die Streberin, die Zicke, die Talentierte, die Schüchterne, die Schnüffelnase, die Mitläuferin, den Modedesigner und natürlich den Sportlichen. Allesamt so wunderbar überzeugend gespielt, dass das Zusehen einfach nur Spaß macht und kleine Textversprecher sofort vergessen sind. Es macht sich bemerkbar, dass die jungen Darsteller, die das Stück unter der Leitung von Janina Sasse entwickelt haben, von Anfang an in den Inszenierungsprozess eingebunden waren. Es ist ihre Sicht auf die Dinge, die sie hier auf die Bühne bringen. Ihr Alltag und vor allem ihre Sprache. Nichts wirkt dabei gestellt, jeder kleine Gag sitzt genau, fast hat man das Gefühl sie in ihrem normalen Leben zu beobachten. Natürlich sind die Charaktere etwas überzogen und das Spiel wirkt manchmal noch ein klein wenig unbeholfen, aber der Spaß am Theater ist stets zu spüren. Allein die verschiedenen Inszenierungen der aufgeführten „Romeo und Julia“-Szenen sind den Besuch wert: Da erbittet Julia die Giftampulle von Pater Lorenzo mit einem dramatischen Tanz oder die Balkonszene wird als schwungvoller Rap vorgetragen. Gestorben wird allerdings auch hier auf die klassische Art – in den wunderbaren Versen von Shakespeare und romantisch verklärt als Schattenriss hinter der Leinwand.

Die gibt auch in der Bühnengestaltung den Ton an. Die blendet die Personennamen oder Informationen über Ort sowie Zeit ein und gibt der Aufführung somit einen Hauch von Film. Vor allem aber zeigt das Stück, dass „Liebe und Lüge“ eben gerade nicht zusammengehören und dass man im Leben nur vorankommt, wenn man sich den Wahrheiten des Lebens stellt.

„Liebe und Lüge“ im T-Werk in der Schiffbauergasse wieder noch am heutigen Montag und am morgigen Dienstag jeweils um 10 Uhr. Der Eintritt kostet 7, ermäßigt 5, für Schüler 3 Euro

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })